Axel Springer hat letzte Woche wieder einmal Zahlen zur Premium Content Initiative verkündet:

Gut eineinhalb Jahre nach dem Start der Initiative zur Etablierung kostenpflichtiger Inhalte im mobilen und stationären Internet zieht Axel Springer eine weitere positive Zwischenbilanz. Journalistische Medienmarken wie BILD und DIE WELT werden vor allem auf neuen mobilen Endgeräten wie Smartphones und Tablet-PCs intensiv genutzt; sie verkaufen über alle Plattformen hinweg jeden Tag mehr als 108.000 digitale Ausgaben (BILD) bzw. knapp 17.000 digitale Ausgaben (DIE WELT).

Springers "Tagesverkäufe" sind lediglich anders gerechnete Abonnenten: "Summe aus iPad, iPhone, ePaper, Android, Online-Abonnements (ohne freigeschaltete Print-Abonnenten)" (Quelle: Axel Springer)

Die Meldung hat sehr große Ähnlichkeit zur ersten Jubelpressemeldung vor eineinhalb Jahren:

Wir können bis heute eine höchst erfreuliche Zwischenbilanz ziehen. Die Resonanz auf den Start der neuen Mobilangebote von BILD und WELT für das iPhone hat unsere Erwartungen mit mehr als 100.000 App-Downloads bei weitem übertroffen. Nun ist es unser Ansporn, möglichst viele Nutzer dauerhaft von unseren attraktiven Angeboten zu angemessenen Preisen zu überzeugen.

War zum Zeitpunkt der ersten Pressemeldung ausschließlich die iPhone App verfügbar, sind in der Zwischenzeit Android-Smartphones und Apples iPad dazugekommen. Außerdem spricht Springer in der aktuellen Medlung nicht mehr von App-Verkäufen, sondern von der

Summe aus iPad, iPhone, ePaper, Android, Online-Abonnements (ohne freigeschaltete Print-Abonnenten)

Die generelle Nutzung mobiler Endgeräte hat im gleichen Zeitraum stark zugenommen. Sowohl Bild, wie auch Welt pushen die Apps weiterhin mit kostenlosen Testversionen. So gesehen und unter Berücksichtigung der großzügigen Rechnungsart (was alles zu den “digitalen Ausgaben” gezählt wird) sind die aktuell veröffentlichten Zahlen und das Wachstum in 18 Monaten eher ernüchternd, bis enttäuschend.

Wachstum bleibt hinter Marktentwicklung zurück

Objektiv betrachtet steigt die Nachfrage nach kostenpflichtigen Springer-Apps noch nicht einmal proportional zur gestiegenen Verbreitung und Nutzung der verfügbaren Endgeräte. Auch zu Umsatzzahlen und wirklichen Verkäufen schweigt man sich bei Springer weiter aus; auch wenn in manchen Berichten Springers erfolgreiche Digitalsparte mit erfolgreichen Premium-Apps gleichgesetzt wird. Aber das stimmt leider einfach nicht.

— update —
Mehr zum Thema gibt es noch bei Matthäus Krzykowski.
(Mit Dank für den Link an Nicole Simon)

Lokalnews aus Passau ist eines der wenigen finanziell gut ausgestatteten journalistischen Lokalangebote. Viel der finanziellen Mittel sind wohl in die technische Umsetzung der Seite geflossen. Ein Erlösmodell versucht man bei Lokalnews jetzt mit einem Franchise-Modell zu testen. In einer Mail schreibt der Geschäftsführer und Gründer Daniel Wildfeuer dazu:

am 24. Februar ist mit lokalnews.de die erste reine Online-Lokalzeitung für Passau gestartet. Nach fünf Monaten haben wir im Juli bereits die Marke von 50.000 Visits erreicht, 2.500 Personen nutzen unsere mobilen Apps und 1.750 Fans sind bei Facebook aktiv.

In Kürze können interessierte Lokalredakteure unsere Technik mieten und ihre eigene Online-Lokalzeitung für ihre Region oder Stadt gründen

Die Preisgestaltung richtet sich dabei nach einer Umsatzbeteiligung zwischen 5% und 25%, bzw. nach Monatsgebühren zwischen 99 und 449 Euro pro Monat:

In der Pressemeldung schreibt Lokalnews zu den gebotenen Leistungen:

Wir bieten ein Rundum-Sorglos-Paket: Technik, Programmierung, Hosting, Wartung und Erweiterung. Wir kümmern uns um alles. Die Kosten für unser Franchisemodell basiert je nach Paket größtenteils auf einer Umsatzbeteiligung. Hohe Fixkosten zum Start entfallen beispielsweise beim Startpaket M.

Ein spannender Ansatz, der in ähnlicher Weise auch von der Tegernseer Stimme verfolgt wird. Dort gibt es inzwischen auch schon gespiegelte Seiten, wie die Schlierseerstimme, die Tölzerstimme, die Miesbacherstimme oder die Mecklenburgerstimme.

EPD-Medien fragt den Netzleser

von Steffen Greschner am 30. Juli 2011 · 4.703 Kommentare

EPD-Medien hat mich vor einiger Zeit zum Thema Groupon für Verlage befragt. Meine Meinung sehe ich in dem Artikel ganz gut wiedergegeben (auch wenn ich die Abwanderung des Anzeigenmarktes nicht nur mit Groupon begründen würde).

Kritiker: Couponing ist ein gefährliches Spiel

Der Journalist und E-Commerce-Berater Steffen Greschner hält diese Sichtweise für gefährlich. “Der Anzeigenmarkt wird für die Verlage vielleicht noch fünf bis zehn Jahre funktionieren”, sagt er. Genau wie die Kleinanzeigen für Autos und Immobilien werde mit der Zeit der Anzeigenmarkt ins Netz abwandern. Gerade in den Branchen Gastronomie und Wellness würden dann viele Händler nicht mehr auf die Zeitungen zugehen.

Die Deutsche Verlagsszene tue sich mit Vermarktungschancen im Internet nach wie vor schwer. Dabei böten Verlagshäuser alles, was Groupon sich derzeit mit sehr viel Geld aufbaue, sagt Greschner. “Wer hat in jeder Stadt die besten Kontakte zu Händlern? Seit hundert Jahren die Zeitung.” Um dieses Potenzial entsprechend zu vermarkten, müssten die Verlage in eigene Portale mit ihrem eigenen Personal investieren, anstatt die Webseiten extern entwickeln zu lassen. “Ansonsten bekommt das schnell einen Stiefkindcharakter.”

Gefährlich halte ich die Meinung des im Artikel über mir genannten Herr übrigens wirklich, der da sagt: “Den (gedruckten) regionalen Anzeigenmarkt könnten Gutscheinportale auf lange Sicht nicht ersetzen, glaubt Herzberg. “Sie sind aber eine attraktive Ergänzung.”

Den kompletten Artikel findet man hier.

Ich habe mich natürlich über die Einladung als Speaker zur Generalversammlung des Verbandes Österreichischer Zeitungen gefreut. Noch mehr gefreut habe ich mich allerdings über eine Email vor einigen Tagen. Ich hatte ganz vorsichtig versucht, die dortige Kleiderordnung mit meiner persönlichen Kleiderordnung in Einklang zu bringen.

Das war die überaus freundliche Antwort:
Lieber Herr Greschner, darf ich einen Kompromiss aus Jeans und Sacko (ohne Krawatte) vorschlagen? Damit sind Sie weder over- noch underdressed … Für den Kapuzenpulli ist es möglicherweise Ende Juni auch zu warm ;-)

Mit dem Kompromiss kann ich leben…

Hier noch die vollständige PM mit den anderen Rednern.
Wird sicher ein sehr interessanter Tag:

AUFTAKTVERANSTALTUNG ZUR VÖZ-GENERALVERSAMMLUNG
Digitale Zukunftskonzeptionen für die Zeitung stehen im Mittelpunkt

(2011-06-08) Digitale Zukunftskonzeptionen für die Zeitung stehen im Mittelpunkt der Auftaktveranstaltung zur nächsten Generalversammlung des Verbandes Österreichischer Zeitungen (VÖZ), die am 30. Juni im Ringturm der Vienna Insurance Group am Schottenring stattfindet. In diesem Rahmen wird heuer Tomas Brunegard, Chef der schwedischen Stampen Group, die unter anderem die Tageszeitung “Götenborgs Posten” herausgibt, und Vizepräsident des Weltzeitungsverbandes WAN-IFRA über “Digitale Strategien für Verleger” referieren.

Der Journalist, Blogger und Werbetexter Steffen Greschner behandelt bei der Veranstaltung, die um 9:00 Uhr beginnt, die Suche nach neuen Geschäftsmodellen und Georg Konjovic, Director Premium Content der Axel Springer AG wird der Frage nachgehen, ob Paid Content für das Verlagsgeschäft ein Chance oder eine Hürde darstellt. Über das Video als gleichwertige Informationsquelle in digitalen journalistischen Angeboten informiert an diesem Vormittag Ralf Klassen, Vize-Chefredakteur stern.de und Leiter Digital.TV.

Dieser allgemein zugängliche Teil der Generalversammlung klingt um 13:00 Uhr mit einem Lunchbuffet aus. Anmeldungen werden nach Maßgabe freier Plätze unter office@voez.at bzw. telefonisch unter 01 / 533 79 79-411 entgegen genommen.

An der eigentlichen Generalversammlung des Verbandes am Nachmittag können nur VÖZ-Mitglieder teilnehmen.

Lokalnews macht viele Sachen richtig gut. Auf der technischen und konzeptionellen Seite sind dort einige Features und Community-Ansätze integriert, die sehr interessant sind. Viel davon sind wohl erstmal Tests. Aber das ist es auch, was die Branche braucht: Mut zu Neuem und einfach mal ausprobieren und machen. Vielleicht entsteht mit lokalnews endlich ein Nachrichtenangebot, das sich auch als Technologianbieter versteht. Die interessantesten Punkt habe ich mir rausgepickt.

Community:

Für registrierte Mitglieder gibt es die Möglichkeit, selbst Artikel zu schreiben. Für jeden Artikel, jeden Kommentar, Bilderuploads, usw. bekommt man Punkte. Innerhalb der Community steigt man so die journalistische Laufbahn aufwärts und erhält Statistiken über die eigenen Artikel, Leseraten und vieles mehr.

Vom Rasenden Reporter, bis zum Chef vom Dienst oder dem Chefredakteur sind einige Stufen zu durchlaufen. Wer neue Reporter wirbt, bekommt dafür ebenfalls Punkte. Der aktivste User des Monats bekommt ein “kleines Geschenk” zugeschickt. Alles in allem gute Ideen, um mit Journalismus und Nachrichten eine aktive Community zu bilden und ein guter Schritt, Leser an sich zu binden oder die Community anderweitig zu kapitalisieren.

Vermarktung:

Sehr gut gefällt mir auch der “Zeitungskiosk”: Hier können Leser Ihre eigene “Zeitung” zusammenstellen und für andere sichtbar machen – mehr oder weniger ein eigener Nachrichten-Blog auf lokalnews.de. Bisher sind dort zwar hauptsächlich PR-Getrieben Angebote gelistet aber das ist auch der interessanteste Ansatz daran: Kanäle an Unternehmen, Organisationen usw. anbieten, die von ihnen selbst gepflegt werden – mit der Möglichkeit direkt darauf zu verlinken und die Angebote direkt in eine lokale Community zu integrieren.

Features:

Bei den Features gibt man bei lokalnews auch ziemlich Gas: So gibt es Kartenansichten, um verschiedene Rubriken und deren Artikel anzuzeigen oder Karten mit den aktuellsten Blitzerstandorten. Die Karten sind in Zukunft eine sehr gute Methode, um auf Händler, Veranstaltungen, Angebote, Schnäppchen usw. hinzuweisen und diese sofort mit dem Smartphone zu lokalisieren.
Auch sonst ist lokalnews von der Technik wirklich gut: Artikel können nach Belieben sortiert werden, Leser können sich Themenfavoriten zusammenstellen oder einzelne Redakteure abonnieren. Es werden Statistiken angezeigt, Sortierung nach Facebook-Likes und so weiter.

——

Schön, bei lokalnews.de zu beobachten, wie ein Nachrichtenangeobt aussieht und sich entwickelt, wenn man einen Nichtjournalisten aber dafür Online- und Community-Erfahrenen 28-Jährigen an das Thema lässt. Die Schwerpunkte sind andere, die Umsetzung ist anders, die gebotenen technischen Möglichkeiten sind andere. Darin liegt ein riesen Chance: Sich zum Start garnicht so sehr auf den journalistischen Anspruch als USP versteifen, sondern erstmal testen und neue Wege beschreiten.

Mal schauen, was daraus wird.

lokalnews.de war vor einiger Zeit der Buhmann in der (Hyper)Lokalblog-Szene und wurde von einigen als Tarnkappenbomber gegen die freie Presse betittelt. Der Grund war ganz einfach: Die in Passau ansässige lokalnews GmbH ist eine Mehrheitsbeteiligung des Wochenblatt Verlages aus Landshut. An dem wiederum ist die Verlegerfamilie Diekmann, der Passauer Monopolist Verlagsgruppe Passau, beteiligt. Eine journalistische Unabhängigkeit ist da für einige von vornherein ausgeschlossen. Unabhängig von Verquickungen und Verschwörungen ist lokalnews aber eines der am weitest entwickelten deutschen Lokalblogs, von dem man einiges lernen kann. Dazu werde ich in den nächsten Tagen einen gesonderten Artikel schreiben.

Ich habe dem 28-jährigen Gründer, Daniel Wildfeuer, einige Fragen zu lokalnews gestellt. Inzwischen sind in der Redaktion zwei Festangestellte Redakteurinnen und eine studentische Aushilfskraft angestellt. Daniel Wildfeuer hat vor lokalnews mit einem Partner www.bsmparty.de aufgebaut. Mit rund 110.000 registrierten Mitgliedern eine der größten Online-Communities in Süd-Ost-Bayern. Er kommt also nicht aus dem Journalismus, sondern ist ein ganz klassischer Onliner.

Daniel WildfeuerHi Daniel, lokalnews.de gibt es inzwischen seit fast drei Monaten. Dass es sich bei lokalnews um ein (relativ gut getarntes) Tochterunternehmen der Verlagsgruppe Passau handelt, ist inzwischen bekannt. Kannst Du kurz erklären, um was für eine Art von Beteiligung/ Kooperation es sich dabei handelt?
Vorab möchte ich klarstellen, dass wir kein Tochterunternehmen der Verlagsgruppe Passau sind. An lokalnews.de ist der Wochenblatt Verlag aus Landshut beteiligt, neben der Verlagsgruppe Passau ist die Verlegerfamilie Diekmann auch am Wochenblatt Verlag beteiligt. Das ist die einzige Verbindung zwischen uns und der Verlagsgruppe.

Wie kam es zu der Beteiligung. War das von Start weg so geplant?
Nein, im Zuge der Planungen für das Projekt wurde die Notwendigkeit einer Anschubfinanzierung immer deutlicher. Mein Ziel war ein umfangreiches lokales Nachrichtenangebot zu schaffen und da ich selbst redaktionell keine Erfahrungen habe, musste man mit hohen Personalkosten kalkulieren. Ich habe daraufhin Gespräche mit verschiedenen Verlagen geführt und bin schlußendlich beim Wochenblatt Verlag in Landshut gelandet. Diese fanden die Idee sehr spannend und konnten mir die inhaltliche Unabhängigkeit vertraglich zusichern.
Die Brisanz dieser Beteiligung habe ich selbst jedoch total unterschätzt. Für mich war wichtig die Finanzierung gesichert zu haben und endlich nach monatelangen Planungen loslegen zu können. Es war nicht meine Absicht jemanden bewusst zu täuschen.  Ich möchte mit einem eigenen Produkt überzeugen und nicht ständig als Tochter/Produkt/Ableger eines Verlages angesehen werden. Daher ist die Beteiligung zwar öffentlich im Handelsregister einsehbar, aber ich nagle mir jetzt kein Schild auf die Stirn, dass der Wochenblatt Verlag an lokalnews.de beteiligt ist.
Die Reaktionen unserer Leser zeigen, dass Ihnen die finanziellen Hintergründe schlichtweg egal sind, sie wollen guten Lokaljournalismus lesen und diesen wollen wir bieten.

Jetzt haben wir das mit der Beteiligung und den Hintergründen also geklärt. Trotzdem drängt sich eine Frage förmlich auf: Kannst Du wirklich unabhängig berichten – ohne dass Dir jemand “von denen” reinredet?
Wir agieren komplett eigenständig. Wir haben ein eigenes Büro, eigene Mitarbeiter, nutzen eigene Informationspool und tauschen auch keine Inhalte aus.
Wir können zu 100% unabhängig berichten. Ein aktuelles Beispiel: Bei der pnp.druck GmbH (die Drucktochter der Verlagsgruppe Passau) wurde letzte Woche gestreikt. Die Verlagsgruppe Passau (Passauer Neue Presse, Am Sonntag) als auch der Wochenblatt Verlag (Passauer Woche) hat darüber nicht berichtet. Das Lokalradio UnserRadio wurde offensichtlich sogar “zurückgepfiffen”. lokalnews.de hat sehr umfangreich darüber berichtet:http://www.lokalnews.de/passau/stadt-passau/wirtschaft/962.die-haerteste-tarifrunde-der-geschichte.html
Diese Unabhängigkeit war mir extrem wichtig da ich ein unabhängiges und objektives Nachrichtenangebot schaffen wollte. Und nach drei Monaten kann ich sagen, dass uns das sehr gut gelungen ist.

Bisher finde ich nur TKP-basierende Bannerwerbung auf der Seite. Damit ein ausreichendes Auskommen zu erzielen, dürfte im Lokalen unmöglich sein. In den Mediadaten werden nur zwei Werbeplätze angeboten. Zu recht moderaten Preisen. Wie hast Du vor lokalnews zu finanzieren?
Mit der Vermarktung der Plattform haben wir Anfang Mai begonnen. Seit rund einer Woche werden wir überregional von der OMS (www.oms.eu) vermarktet. Die aktive regionale Vermarktung läuft dann in den nächsten Wochen an. Wir werden hier die Werbeflächen noch einmal neu ausrichten, da der Wallpaper, Skyscraper und Rectangle in Zukunft nur überregional vermarktet wird.
Ich bin jedoch überzeugt, dass man eine lokales Nachrichtenangebot im Jahr 2011 noch nicht komplett finanzieren kann. Das war auch ein Punkt wieso eine Anschubfinanzierung unablässig war. Aber hyperlokale Angebote werden in den nächsten Monaten immer mehr im Mainstream ankommen, die Nutzungszahlen werden steigen und somit auch die Umsätze.

Wie siehst Du die Chancen neue Erlösmodelle zu finden. Bei der Tegernseer Stimme wird im Juni beispielsweise ein Internet-Workshop für Händler und Gastronomen angeboten. Einige Lokalblogs versuchen sich zur Zeit im klassischen Printbusiness oder verdienen Ihr Geld mit Beratungsleistungen. Testet Ihr bewusst neue Erlösquellen?
Wir sind aktuell in den Planungen für einen regionalen Anzeigenmarkt. Weiterhin planen wir für Anfang/Mitte Juni eine Printausgabe, jedoch nur zum Werbungszweck. Geld werden wir damit keines verdienen. Wir wollen nur unser Angebot bekannter machen.

Mir drängte sich bei dem doch sehr professionellen Auftritt von lokalnews.de von Start weg der Eindruck auf, dass der ganze Aufwand nicht nur für eine Webseite betrieben wurde. Gibt es für lokalnews Expansionspläne?
Ich bin selbst Programmierer, daher wurde der Auftritt, die Schnittstellen und auch die Social Angebote komplett eigenständig umgesetzt. Im System ist die Möglichkeit einer Expansion bereits integriert, wir müssen nur einen Schalter umlegen und schon kann das System weitere Regionen bedienen. Wann und wie das jedoch der Fall ist, werden die nächsten Monate zeigen. Wir wollen erstmal für Passau eine ordentliche Leistung abliefern und dann unsere Reichweite schrittweise erhöhen.

Das Thema Lokalblogs bekommt auch in Deutschland langsam aber sicher die Aufmerksamkeit, die es verdient. Bei lokalnews ist jetzt auch der erste Verlag als Investor mit aufgesprungen. Was denkst Du wohin die Reise geht? Werden Lokalblogs die neue Tageszeitung?
Das werden Sie nur, wenn Sie wirklich ein ernstzunehmendes und umfassendes Angebot schaffen. Viele Lokalblogs machen sehr guten Journalismus aber werden aktuell nur als Ergänzung zu den bestehenden lokalen Nachrichtenangeboten gesehen. Als Leser will ich nicht nur guten, kritischen Journalismus sondern auch beispielweise über Veranstaltungen, Polizeimeldungen und Verkehrswarnungen informiert werden. Und das tagesaktuell. In diese Richtung wird sich noch viel tun, auch bei den Verlagen bin ich gespannt wer sich noch auf solche “Experimente” einlässt. Ich hätte selber als ich mich auf der Suche nach einem Investor gemacht habe nie gedacht, dass ein Verlag sich auf dieses “Abenteuer” einlässt.

Lokalblog, lokale Onlineangebote, hyperlokale Nachrichtenseiten – egal welche Bezeichnung sich für das Thema in Zukunft durchsetzen wird. Ein Thema für Verleger wird es auf jeden Fall werden. Bei der Vermarktung und im Vertrieb sind die Schnittmengen offensichtlich. Und wenn Verlage clever sind, werden sie auch verstehen, dass ein “Reinpfuschen” in die journalistische Unabhängigkeit und die Art und Weise der Berichterstattung an der Stelle nichts bringt. Damit zerstört man den Grundpfeiler des Geschäftsmodells.

Als Investment, wie das bei lokalnews allem Anschein nach der Fall zu sein scheint, werden es aber bestimmt noch einige andere erkennen. Media Markt und Saturn gehören auch beide zu Metro. Und mit redcoon gibt’s das Ganze online nochmal in grün.

Biete den Lesern was sie wollen – wo sie es wollen. Wenn investigativer Lokaljournalismus zum Geschäftsmodell gehört – um so besser.

Die Tageslektüre. Unkommentiert.

von Steffen Greschner am 16. Mai 2011 · 3 Kommentare

Mit unkommentierten Leseempfehlungen ist es ein bisschen, wie mit Fertigpizza und Burger: Nicht wiklich doll aber manchmal muss es einfach sein…

niemanlab.org: Moneyball and paywalls: Lessons on paid content from smaller papers
46 percent of newspapers with circulation under 25,000 say they are already charging for some online content, compared with only 24 percent of papers with a 25,000+ circ. And of the papers surveyed that don’t charge for content, only 15 percent said they have no future plans for a pay model.

googleblog.blogspot.com: Expanding Google News for more variety and multimedia
The newly expandable stories on Google News in the U.S., released today, give you greater story diversity with less clutter.

techcrunch.com: New York Reveals Plan To Become America’s Next Top Digital City
Through new official partnerships with Facebook, Twitter, and NY-based startups Foursquare and Tumblr, New York aims to become America’s next, top digital city.

beet.tv: The Semantic Web is Coming to Newsrooms this Summer, Hearst’s CTO Michael Dunn
An industry initiative, lead by The New York Times, the AP and Getty Images, to surface deep data around news content including video, will be introduced in the Hearst newsroom this summer.

dailydealmedia.com: Why Groupon has Legs
Deals have become commodities, and Groupon will certainly lose market share simply due to the growing volume of deals being distributed by a wider array of publishers. So how does Groupon differentiate their deals from Facebook, Google or other mass media?

buchreport.de: „Wir werden in die Rolle der Verlage gedrängt“
Professor Dr. Ulrich Johannes Schneider, Direktor der Leipziger Universitätsbibliothek, hat beim 8. Publishers’ Forum von Klopotek in Berlin über verlegerische Aktivitäten von Bibliotheken referiert.

Quelle: www.pushthebutton.de

Hardy Prothmann ist so etwas, wie die fremdernannte Leitfigur des Onlinelokaljournalismus. Einige Medienberichte sehen in ihm fast schon den Mesias für die Zukunft des Lokalen im Internet. Der Mesias ist er sicher nicht aber er macht seine Sache in meinen Augen ziemlich gut. 2009 Gestartet mit dem Heddesheimblog, betreibt Hardy inzwischen fünf Lokalblogs: www.heddesheimblog.de, www.ladenburgblog.de, www.hirschbergblog.de, www.weinheimblog.de und www.rheinneckarblog.de.

Ich habe ihm am Wochenende einige Fragen per Mail gestellt, die er nach rekordverdächtigen 32 Minuten beantwortet hat. ;-)

Hallo Hardy, Du machst schon lange Lokaljournalismus. Im Gegensatz zur Lokalzeitung bist Du auf Deinen Blogs sehr direkt und Meinungsstark. Wahrscheinlich mehr, als Du es im “klassischen Journalismus” sein durftest. Viele Leser danken es Dir. Manche sind etwas verstört. Unterscheidet sich Onlinelokaljournalismus für Dich von Printlokaljournalismus?
Das ist nicht ganz richtig. Ich habe 1991-1994 im Lokalen angefangen. Danach habe ich bis Mai 2009 fast ausschließlich überregional oder für Fachmedien gearbeitet und mit dem Start vom heddesheimblog dann wieder lokal. Meinungsstücke sind bei den “klassischen” Medien fast ausschließlich den Redaktionen und dort fast ausschließlich den Chefs vorbehalten. Und deren für-und-wider-Soße ist überwiegend nur langweilig. Oder klare Lobbyistenmeinung. Deutliche Kommentare, die einzelne Personen oder Gruppen thematisieren, fehlen im Lokalen. Man will es sich vor Ort mit den Leuten, die man ständig trifft, nicht verscherzen. Es fehlt an Mut, Haltung und Position in den meisten Redaktionen.

Bei all der journalistischen Schärfe auf deinen Blogs: hast Du deswegen manchmal Probleme bei der Anzeigenakquise? Sind Dir schon Kunden abgesprungen, nach dem Motto “der Prothmann, der blöde Sack – da werbe ich nicht”?
So direkt habe ich das noch nicht gehört. Vermutlich gibt es Leute, die so denken, das ist dann halt so. Schlimm ist, dass in Heddesheim Gewerbetreibende gerne werben wollen, es aus Angst vor Nachteilen aber nicht tun. Die sagen mir hinter vorgehaltener Hand: “Super Job, alles richtig, wie Sie das schreiben, aber ich will dann und dann was bauen und kann mir keinen Ärger leisten. Oder: Wenn ich bei Ihnen werbe, verliere ich die und die Kunden, die haben das schon angekündigt. Der Mob hat also seine Arbeit “gut” gemacht.

Die Tegernseer Stimme, die Prenzlauer Berg Nachrichten und regensburg-digital.de haben in letzter Zeit alle den Schritt in den klassischen Printbereich gewagt. Teils dauerhaft, teils als (vorerst) einmaliger Versuch. Ist das für Dich auch ein Thema oder eher ein ausgestorbenes Geschäftsmodell?
Anfangs habe ich sehr radikal die entweder-oder-Position vertreten und Print kam für mich nicht in Betracht. Mittlerweile denke ich, dass ich falsch gedacht habe. Es geht um Journalismus. Internet, Zeitung, Radio, Fernsehen sind nur Trägermedien. Allerdings lassen sich Printmedien im Lokalen offensichtlich noch sehr gut vermarkten, also überlege auch ich eine Zeitschrift herauszubringen.

Du wetterst gerne gegen Verlage. Inzwischen betreibst Du selbst fünf Blogs in Deinem Umkreis. Ab wann wird man eigentlich zum “Online-Verleger” und wie muss das aussehen, um nicht in die gleiche Schiene zu rutschen, wie die “alten Verlage”?
Das ist keine Frage der Größe des Angebots, sondern ausschließlich eine der Haltung. Die meisten Journalisten können doch nicht mehr in den Spiegel schauen. Wenn doch, sehen sie Verlautbarungsschreiber, Terminabhaker, Pressemitteilungsverteiler oder schwurbelnde Bratwursttexter. Dahinter stehen Verlage, die sich von Anzeigenkunden diktieren lassen, was die Themen sind. Schönes Beispiel ist mal wieder der Mannheimer Morgen: In Heddesheim will Edeka sich mit einem Logistiklager vergrößern. Die Berichterstattung im MM war, naja, “freundlich”. Recherche: Null. Ein paar Tage später hat Edeka eine ganzseitige Anzeigen geschaltet. Daraus kann jeder schließen, was er will.

Die Frage der Fragen: kannst Du von Deinen Blogs leben?
Von den Anzeigen alleine noch nicht. Ich habe mehrere Erlösquellen: Anzeigen, Beratungen, Schulungen und Vorträge. Es ist knapp, aber wird kontinuierlich besser. Ich bin überzeugt davon, dass der lokale Anzeigenmarkt sich entwickeln wird. Bislang haben die Zeitungsverlage aber alles unternommen, um diesen nicht zu entwickeln oder sogar zu beschädigen. Die Angst der Abwanderung von Printanzeigen nach online ist enorm groß.

Du bist zum Vorstand von istlokal.de gewählt worden. Was versprichst Du Dir von dem Zusammenschluss vieler Lokalblogs?
Informationen und solidarisches Miteinander. Bislang hat jeder vor Ort seine Erfahrungen selbst gemacht. Die Mitglieder können sich nun austauschen und von den Erfahrungen der anderen profitieren. Auch Anfänger können sich einbringen, in dem sie Fragen stellen. Die “erfahrenen” müssen dann antworten und dabei überprüfen, ob die Antwort wirklich richtig ist, wo noch Stücke im Antwortkuchen fehlen, was die Sahne obendrauf wäre und die Kirsche.
Es war viel Arbeit, diesen Verein zu gründen und wird weitere Anstrengungen brauchen, ihn voranzubringen Aber ich habe schon viel Nutzen daraus gezogen, sei es durch Artikeltausch, technische Tipps oder die Reflexion im Austausch mit Kollegen über die eigene Arbeit.

Wer noch mehr über den Heddesheimblog wissen möchte, kann sich noch das Interview anschauen, das Hardy Prothman letztes Jahr bei dctp.tv gegeben hat. Geht knapp 38 Minuten, wird aber nicht wirklich langweilig:

Die Tegernseer Stimme hat in diesem Monat bereits zum zweiten Mal ein gedrucktes Magazin rausgebracht. Das Magazin wird kostenlos in einer Auflage von 16.000 Stück an die Haushalte im Tegernseer Tal und an Verteilstellen (Rathäuser, Tankstellen, Einzelhandel, …) ausgegeben (Das Magazin gibt es hier als PDF).

Der Lokalblog regensburg-digital.de von Stefan Aigner, hat erst vor einigen Tagen zum dreijährigen Jubiläum eine kleine Printausgabe rausgegeben (PDF-Download). Und auch aus der Hauptstadt gibt es die erste Lokalblog-Zeitung. Die Prenzlauer Berg Nachrichten, von Philipp Schwörbel, hatten vor wenigen Tagen ihr 35.000 Stück starkes gedrucktes Debüt (produziert übrigens auf den Druckmaschinen eines großen Berliner Verlages). Bisher war das eine einmalige Sache aber Philipp schien nicht abgeneigt, das noch öfter zu machen.

Ein Thema, das immer mehr (hyper)lokale Blogger umtreibt:
Lohnt der Einstieg in das klassische Printbusiness?

Ich habe Peter Posztos von der Tegernseer Stimme ein paar Fragen zu dem Thema gestellt. Ich kenne Peter schon lange und bin Mitgründer der Tegernseer Stimme. Nur, damit es da keine Missverständnisse gibt. Ich kann mich aber schlecht selbst befragen und außerdem ist Peter der Macher vor Ort ;-)

Hi Peter, was hat Dich dazu bewegt, als ursprünglich reines Onlineangebot, eine Printausgabe anzubieten?
Das ist eigentlich ganz einfach: Wir wollten Werbung für uns selbst machen und sehen dafür ein Magazin als am geeignetsten an. Wir machen Journalismus und den können wir nur mit Journalismus bewerben. Ein einfacher Flyer würde da nicht funktionieren und Anzeigen in den bestehenden Medien sind erstens zu teuer und zweitens aufgrund der Konkurrenzsituation auch unrealistisch. Außerdem finden wir über den klassischen Print den leichteren Zugang zu Werbekunden.

Wie läuft das finanziell? Zahlst Du für das Magazin drauf oder rechnet sich das?
Draufzahlen tun wir nicht. Rechnen tut es sich aber auch noch nicht. Das ist zur Zeit noch ein ziemliches Nullsummenspiel. Die Kosten, die durch das Magazin entstehen sind gedeckt: Druckkosten, Vertriebskosten, Kosten für freie Mitarbeiter, Grafik und Satz. Wenn ich meine eigene Zeit mit einrechne, bleibt aber nichts übrig. Die Akquise von Anzeigenkunde ist ein hartes Geschäft. Im Gegenzug erreichen wir aber eine viel größere Relevanz in unserem Einzugsgebiet.

Bei Euch im Tegernseer Tal ist auch der Münchner Merkur mit der Tegernseer Zeitung vertreten. Wie ist da das Verhältnis? Nehmen die die Tegernseer Stimme überhaupt wahr oder seid ihr da noch unter deren Radar?
Wahrnehmen tun die uns auf jeden Fall. Über uns schreiben natürlich nicht. Das Konkurrenzdenken ist dort leider sehr ausgeprägt, vor allem seit wir sie mit der Druckausgabe in ihrem Kernbusiness treffen. Das Problem ist eher das Gerede im Tal. Einige Leute mit Einfluss nutzen diesen, um uns profilaktisch schlecht zu reden. Vor allem gegenüber potentieller Anzeigenkunden.

Die Tegernseer Stimme hat inzwischen rund 1.500 Fans auf Facebook. Das ist ein drittel mehr als vom Münchner Merkur für ganz Oberbayern. Wie wichtig ist die Präsenz dort?
Ich denke die reine Zahl sagt wenig aus. Es geht in erster Linie darum, den Lesern die Nachrichten dort anzubieten, wo sie sie haben wollen. Bei manchen ist das Facebook, bei anderen die klassische Printausgabe, die Webseite oder der Newsletter. Die Relevanz ist entscheidend.
Im Schnitt macht Facebook bei uns allerdings rund ein Drittel der Zugriffe auf die Webseite aus. Wenn es wirklich heiße Themen gibt, kann das auch schnell deutlich mehr werden. Vor einigen Tagen wurde beispielsweise ein Alkoholverbot an einem Teil des Seeufers beschlossen. Das ist auf Facebook ziemlich hochgekocht und hat uns in kurzer Zeit gut 1.000 Zugriffe nur auf den einen Artikel gebracht. Dazu noch über 40 Kommentare auf der Webseite. Die Geschwindigkeit der Verbreitung ist manchmal wirklich beeindruckend.
Noch was anderes: Die Tegernseer Stimme ist auch Mitglied im Netzwerk istlokal.de. Was versprichst Du Dir von dem Zusammenschluss vieler Lokalblogs?
In erster Linie wollen wir Interessierten den Zugang zum Onlinelokaljournalismus erleichtern. Wir planen beispielsweise ein eigenes Lokaltheme aufzusetzen, das den Anforderungen an lokale Berichterstattung gerecht wird. So soll die Einstiegshürde genommen werden. Außerdem ist da natürlich die Chance auf eine nationale Vermarktung. Wir können geballter am Markt auftreten und auch größere Werbekunden ansprechen oder z.B. Roadshows in den einzelnen Gebieten durchführen. Bei all den Vermarktungsthemen geht es aber darum, den Onlinelokaljournalisten die Chance auf ein Auskommen und finanzielle Unabhängigkeit mit tiefgründiger Berichterstattung zu bieten.
Ein einfaches Business sind die Druckausgaben sicher nicht. Aber es geht und man erreicht damit auch für die Onlineausgaben eine höhere Relevanz und Glaubwürdigkeit. Außerdem haben wir bei der Tegernseer Stimme die Erfahrungen gemacht, dass es manchmal leichter ist einem Werbekunden eine Kombination aus Print- und Onlineanzeige zu verkaufen, als nur die reine Onlineanzeige. Scheinbar müssen einige doch noch etwas Papier in Händen haben, um sich einen Mehrwert vorstellen zu können. 

Bernd Ziesemer ist heute Geschäftsführer von Hoffmann und Campe Corporate Publishing

Endlich sagt es mal einer, wie es ist. Bernd Ziesemer, langjähriger Chefredakteur vom Handelsblatt, nimmt im Interview mit epd kein Blatt vor den Mund und beschreibt den Zustand der Medienbranche und speziell der Verlage scharf und direkt.

Ziesemer spricht von einer “Kreativitätskrise in den Verlagen” und davon, dass die Verlage den technischen Anschluss verpassen, weil sie sich Management-Seitig nicht darauf einstellen. Er hält einen “Chief technology Officer” in jedem Verlagshaus für lange Überfällig.

Den schönsten Absatz gibt es ganz zum Schluss des Interviews. Ziesemer geht darauf, ein dass sich Verlage generell sehr schwer damit tun, einzusehen, wenn etwas keinen Sinn mehr macht und man sich von bestehenden Modellen trennen muss. Oft passiert dann aber das Gegenteil:

Das ist typisch: Es wird immer noch ein Stück runtergeschraubt, aber irgendwie wird weitergemacht. Das sehen wir jetzt bei der “Frankfurter Rundschau”. Es gibt unglaublich viele Zombies, die eigentlich tot sind, aber immer noch rumlaufen.

Auch den hier schon öfters angesprochenen Punkt der fehlenden Innovationsfreude und Geschwindigkeit von Verlagen im Internet beschreibt Ziesemer sehr treffend:

Wenn Sie da mitmachen wollen, dann müssen Sie ganz schlanke Strukturen haben. Dann müssen Sie auch bereit sein, mit vielen Leuten mit Baseball-Cap auf dem Kopf zusammenzuarbeiten, die was rumschrauben. Und da tun sich viele Verlage in ihrer doch oft sehr bürokratischen Grundstruktur nicht leicht.

Beim Punkt der “irgendwie immer gleichen Mantelteile”, sieht Ziesemer eine Entzauberung des Journalismus durch das Internet:

Ich glaube, das Internet hat brutal enthüllt, dass wir Journalisten, wobei ich ja nur noch Halbjournalist bin, zum Teil mit nackten Kleidern dastehen. Man kann sehen, wie gleichförmig viele Texte zum Beispiel in Tageszeitungen sind, wie wenig Unterschiede es da gibt. Niemand ist bereit, für irgendetwas Geld zu bezahlen, das er in einer annähernden Qualität woanders umsonst kriegt. Das ist die Falle, in der alle drinstecken.

Das komplette Interview gibt es beim epd. Wirklich sehr lesenswert! Und nicht nur, weil es die hier vertretene Meinung so schön spiegelt ;-)