In den USA werden inzwischen Bundle-Preise aufgerufen, bei denen ich mir langsam aber sicher ernsthaft überlegen würde, ob ich nicht doch irgendwann meinen lieb gewonnenen Sony PRS 505 austauschen sollte.
Heute hat die New York Times in Kooperation mit Barnes&Noble ein solches Bundle vorgestellt. Ein Jahr NYT à 19,90$ pro Monat und obendrauf gibt es den Nook-eReader:
“We are excited to work with The New York Times to present this unique offer that, for the first time ever, gives readers a chance to get a one-year subscription to our top-selling digital newspaper with an award-winning NOOK Simple Touch at no cost, or a NOOK Color at a $100 savings,” said Jonathan Shar, vice president and general manager of digital newsstand at Barnes & Noble. “Our customers love to have their newspaper automatically delivered to their NOOK device each morning, ready to read anytime and anywhere.”
Yasmin Namini, senior vice president, marketing and circulation and general manager, reader applications, The New York Times Media Group, said, “We are delighted to be working with Barnes & Noble on this great offer, which we believe will expand the number of our loyal NOOK readers. We continue to design our digital subscription offerings to provide access to our high-quality journalism across a variety of platforms.”
Erst kürzlich hat Barnes&Noble Rekordzahlen für die NOOK-Reihe verkündet. Der Markt für die Hardware scheint zumindest noch sehr in Bewegung zu sein. Nicht jeder hat Lust sich an Apple zu binden. Mit spannenden Bundles zu guten Preisen bieten auch klassische eReader gute Alternativen.
Im Gegensatz zum iPad eignen sich eReader wohl deutlich besser zur Content-Zweitverwertung. Der ZEIT Verlag testet seit dem Jahreswechsel einige erste Versuche, Artikelsammlungen für Amazons Kindle neu aufzubereiten und günstig anzubieten:
ZEIT ONLINE bietet digitale Artikelsammlungen für den Amazon Kindle. Die ersten eBooks bündeln ausgewählte Artikel der ZEIT Reise-Redaktion zu Paris und Barcelona. Die Adaption der „City-Guide“-Serie der ZEIT bietet unter anderem Empfehlungen für Hotels und Restaurants der beiden Metropolen.
Zudem erscheinen zwei Bände der ZEIT ONLINE-Kolumne „Da staunt der Chef“ von Ulf Weigelt. Der Autor ist Fachanwalt in der auf das Arbeitsrecht spezialisierten Berliner Kanzlei Weigelt & Ziegler (www.weigelt-ziegler.de) und beantwortet jeden Mittwoch aufwww.zeit.de Leserfragen rund um Gehalt, Jobwechsel, Kündigung und weitere arbeitsrechtliche Themen. In beiden Bänden werden jeweils 43 ausgewählte Antworten aus den Jahren 2010 und 2011 angeboten. Die eBooks sind nach Fragen strukturiert, so dass konkrete Antworten zum meist unübersichtlichen Arbeitsrecht leicht zu finden sind.
Die eReader Angebote sind mit Preisen um die drei Euro günstig und erleichtern so die Kaufentscheidung. Außerdem ist der eReader-Leser durch den fehlenden extrem rudimentären Browser auf externe Inhalte angewiesen. Bei der ZEIT will man das Angebot weiter ausweiten:
Christian Röpke, Geschäftsführer ZEIT ONLINE: „Wir freuen uns, unser bestehendes ePublishing-Angebot der wöchentlichen ZEIT-Ausgabe um themenbezogene Angebote für den Amazon Kindle zu erweitern. Mit diesen eBooks starten wir in ein neues Angebotsfeld, das wir sukzessive weiter ausbauen werden.“
Bei all dem Hype um iPad und andere Tablets sollten die eReader nicht komplett vernachlässigt werden. Zur einfachen Content-Zweitverwertung eignen sie sich definitiv besser. Die ZEIT ist als reguläre Ausgabe ebenfalls für eReader zu haben.
iPad-Ausgaben entwickeln sich mehr und mehr zur echten Paid-Content-Chance. Allerdings gibt es bisher viel zu wenige echte Innovationen, als dass man von einem Durchbruch sprechen könnte. Der Journalist hat sich das Thema genauer angeschaut und zieht in der Mitte des Textes folgenden Schluss:
Die eigentlichen Innovationstreiber sind nicht die Verlage. Es sind Unternehmen, die sich dem Tablet unverkrampft nähern. Der Krampf der Verlage besteht darin, ihre Produkte und ihr Geschäftsmodell aufs Tablet zu kopieren. Das Gerät wird zum Vertriebskanal degradiert. Eine Zeitschrift – gern angereichert mit ein paar multimedialen Elementen – soll möglichst nah am Original sein und sich ebenso verkaufen lassen. Selbst Springer, einer der Innovativsten unter den Verkrampften, hat gerade mit viel Aufwand seine iKiosk-App umgebaut. In dem Kiosk zweitverwertet Springer lediglich eigene PDF-Dateien und die von Zeitungen und Zeitschriften aus anderen Häusern wie Segeln, Deutsch perfekt und Wirtschaftswoche. So lässt sich aus einem Abfallprodukt auf dem Weg in die Druckmaschine noch mal Geld verdienen. Ein Verlegertraum wird wahr.
Das verharren im Print-Denken ist ein generelles Problem. Nur wenige versuchen sich an wirklich neuen Ansätzen und Arbeitsweisen. Mutiges Beispiel ist das iPad-Sonntagsmagazin RP Plus der Rheinischen Post:
RP Plus ist ein eigenständiges Angebot mit eigenen Texten, Features, Ideen, einer eigenen Sprache. Nicht losgelöst vom Kerngeschäft, räumt Fiedler ein, aber “jünger, frecher, auch mal satirisch”. Angebunden ans Verlagsprogramm, im Austausch mit allen Ressorts, als Ergänzung digitaler und analoger Angebote, “doch mit eigener Kompetenz”. Die multimedial aufgepeppten Berichte, Reportagen, Gespräche mögen das gedruckte Geschehen der Woche aufgreifen; Resteverwertungen, gar Textdoppelungen, gebe es nicht. Alles sei exklusiv, gefertigt im hauseigenen Start-up, von hauptamtlichen App-Redakteuren, meist unter 30, gern in Turnschuhen, eher juvenil als schluffig.
Junge Teams wird es wohl noch mehr brauchen, um mit Innovationen und neuen Ideen das Thema zu entwickeln und die “Zombies zu vertreiben“.
Die Dortmunder RuhrNachrichten versuchen sich darin, den Kontakt zu den Lesern und damit den Aufbau einer aktiven Community voran zu treiben. In einem Liveblog können sich Leser direkt in die Redaktion einschalten:
An diesen Themen arbeiten wir – helfen Sie uns!
DORTMUND Wir berichten per Liveblog aus unserer Redaktion. Erfahren Sie, an welchen Themen wir arbeiten. Schreiben Sie uns Vorschläge, Anmerkungen und Kritik. Wir freuen uns über Ihre Kommentare.
Hier sehen Sie live, woran unsere Redaktion aktuell arbeitet. Machen Sie mit: Welches Thema sollten wir aufgreifen? Was regt Sie in Dortmund auf, worüber haben Sie sich gefreut? Wir aktualisieren das Liveblog bis zum Redaktionsschluss.
Leider wird der Blog bisher weder auf der Start-, noch auf den Unterseiten direkt gepusht, sondern läuft als Artikel im Dortmunder Lokalteil mit. Der Ansatz ist trotz allem extrem spannend und lässt hoffen, dass daraus in Zukunft noch mehr entsteht.
Ein schöner Schritt zum Aufbau einer Community aus Lesern und Redaktion. So ist die Redaktion sehr viel näher an den Themen der Leser und erarbeitet sich die Chance langfristig mit einer aktiven und tief integrierten Community auch an neuen (Vermarktungs-)Themen zu arbeiten.
via: onlinejournalismus.de
sueddeutsche.de heißt jetzt süddeutsche.de und hat mit dem letzten Relaunch-Schritt auch den Vermarkter gewechselt. Seit 1.1.2012 wird süddeutsche.de von iq Media Marketing vermarktet und ist damit unter dem Dach eines der vielversprechendsten Netzwerke im deutschen Markt, mit Titeln wie ZEIT ONLINE, Handelsblatt, Wirtschafts Woche, Golem und Netzwertig.
Bei süddeutsche.de will man mit dem neuen Partner auch die Wertigkeit der Werbeplätze erhöhen und setzt in Zukunft auf Klasse statt Masse:
[] Weniger, dafür größere Anzeigen: Mit unserem neuen Vermarkter iq digital haben wir die Reklameplätze auf der Seite reduziert. Sie sollen weniger Werbung zu sehen bekommen, die verbleibende darf dafür größer werden – weniger ist auch für unsere Werbekunden mehr, glauben wir. Schließlich finanzieren wir unsere Nachrichtenseite ausschließlich über Anzeigen und zählen darauf, dass sich unsere Leser nicht davon gestört fühlen und sie nicht ausblenden.
Der Versuch auch die hochwertigen Imagekampagnen ins Netz zu holen, wird eine der großen Herausforderungen werden. Eine bessere Präsentation der Werbepartner ist dabei ein erster wichtiger Schritt.
Bei iq Media Marketing hat man mit süddeutsche.de scheinbar aber noch mehr vor. Zumindest lässt das ein Stellengesuch vermuten, das mit dem Relaunch ausgeschrieben wurde:
- Entwicklung neuer Werbe- und Produktkonzepte für die Online & Mobile Angebote von sueddeutsche.de
- Erarbeitung von Sitespezifischen, kundenindividuellen und Portfolioweiten Kommunikationskonzepten/ Präsentation und Angeboten
süddeutsche.de geht konsequent den Schritt, online auch in der Vermarktung nicht mehr als Printableger zu sehen, sondern ein eigenes Produkt aufzubauen. Das neue Design ist um einiges “Blog-Artiger” geworden und stellt die Inhalte mehr in den Vordergrund.
Mit der WAZ ist wohl der letzte Verlag, der für dieses Jahr auf den Zug “Zeitungs-App + iPad” im Bundle aufgesprungen ist. Vorreiter war Axel Springer, die Anfang des Jahres ähnliche Pakete für Bild und Welt angeboten haben. Neben der Frankfurter Rundschau und der Waldeckische Landeszeitung/Frankenberger Zeitung, bieten inzwischen mehrere kleine und große Verlage ähnliche Modelle an:
Das Bundle mit App und Samsung Galaxy Tab kostet für Neukunden 29,99 Euro im Monat, WAZ-Abonnenten erhalten es für 24,99 Euro. Für das iPad2-Angebot zahlen Neukunden 34,99 Euro, WAZ-Abonnenten 29,99 Euro. Die Laufzeit beträgt jeweils 24 Monate.
(..)
„Mit diesem Angebot bieten wir unseren Lesern alles aus einer Hand: Mit der vorinstallierten App, wollen wir die technischen Barrieren minimieren. Aus unserer Sicht ist ein Tabletrechner das derzeit beste Gerät für die digitale Zeitung“
Gerade die Preisstruktur macht die Bundles interessant. Die iPad-Ausgaben kosten inklusive Finanzierung für die Hardware ähnlich viel, wie klassische Printabos.
Fraglich bleibt trotzdem, wo die Reise mit den Digitalausgaben hingeht. Zwar sehen die Zahlen vielversprechend aus, die “Welt”-iPad-App wurde in den ersten 18 Monaten rund 330.000 Mal als Download geladen. Im Gegenzug fällt es aber nach wie vor schwer aus den ersten Neugierigen auch dauerhafte Leser zu generieren.
In den aktuellen Mediadaten garantiert Axel Springer wöchentlich nur 30.000 iPad-Leser und damit nicht einmal 10% aller Downloads. Bei den zahlenden Kunden ist das Verhältnis noch geringer. Turi 2 hatte im Sommer einige Zahlen veröffentlicht:
Die “Welt” kommt auf 17.000 zahlende Digitalleser pro Tag. Laut einem Springer-Sprecher handelt sich hierbei bereits um eine Art “harte Auflage”, bei der App-Downloads zu Schnupperpreisen abgezogen wurden. (..) Bei “Bild” entfallen 16 Prozent der zahlenden Digitalleser aufs iPad, bei der “Welt” sogar 54 Prozent. In absoluten Zahlen sind (..bei der Welt..) 9.100 iPad-Leser.
Trotz allem wird die Verbindung von App + Hardware wohl einer der großen Trends für 2012 und darüber hinaus werden.
Die City University of New York bietet ab dem Wintersemester 2012 einen Master in “entrepreneurial journalism” an und folgt damit einem Trend, der sich auch in Deutschland abzeichnet:
The curriculum includes a business fundamentals course, a technology immersion module, a survey of practices in journalism revenue generation, an entrepreneurial incubator, and a new-media apprenticeship. Students and mid-career journalists who participated in the pilot program developed their own media businesses and were awarded an Advanced Certificate in Entrepreneurial Journalism. Leading the entrepreneurial initiative are Tow-Knight Center Director Jeff Jarvis, and Jeremy Caplan, the Center’s education director.
Jeff Jarvis schreibt dazu in seinem Blog:
At CUNY, we are constantly changing our curriculum, updating it as reality in media shifts, as we learn new lessons, and as we see what works and doesn’t work in helping students reach their goals. That can be unsettling for both students and faculty but there’s no choice about change.
(..)
Getting a new degree in entrepreneurial journalism is just one milepost in a constant process of trying to stay an inch ahead of the snowball. I’m proud and grateful to work with an administration — Deans Steve Shepard, Judy Watson, and Steve Dougherty — and with a faculty who support this endless creative tsuris.
We teach change.
Der Trend geht damit eindeutig weg von festangestellten Verlagsjournalisten und hin zu selbstverantwortlichen und sich selbst vermarktenden Unternehmerjournalisten mit individuellen Geschäftsmodellen. Man darf gespannt sein, wer den ersten ähnlichen Kurs in Deutschland anbieten wird.
Wenn man sich die Webseite der Rheinischen Post etwas genauer anschaut, bekommt man ein Bild davon, wo die Reise hingeht. Von Onlinekongressen für den Mittelstand, über Dienstleistungen zur Webseitenoptimierung, bis hin zu Veranstaltungsportalen und lokalen Marktplätzen entwickelt sich RP-Online immer mehr in Richtung “lokales Dienstleistungsunternehmen”.
Besonders spannend ist der Onlinekongress der Rheinischen Post, der 2011 bereits zum zweiten Mal stattfand und sich speziell an den lokalen Mittelstand richtet:
Online richtig werben – die RP hilft
Gerade für Mittelständler ist das Internet eine große Chance. Darüber waren sich die Referenten auf dem zweiten Online Kongress des Medienhauses Rheinische Post einig. Mehr als 250 Gäste waren in das Van der Valk Airporthotel Düsseldorf gekommen, um sich darüber zu informieren, wie Firmen das Internet für ihren Verkauf nutzen können. Besonders gut kam die Präsentation konkreter Beispiele für Erfolg im Internet an.
Kongresse mit dieser Ausrichtung sind nicht nur eine direkte Einnahmequelle durch den Kartenverkauf, sondern auch die Chance den lokalen Mittelstand und Einzelhandel an die Hand zu nehmen und sich auch in Zukunft als der Ansprechpartner und Dienstleister für alles rund um Medien und Marketing zu positionieren.
Wie man mit Kongressen und Branchentreffen auch wirtschaftlich gesehen sehr erfolgreich sein kann, zeigte kürzlich erst Exciting Commerce.
Das ist ein Thema, das nicht ganz so leicht zu beackern ist: Gedenk- und Trauerseiten online. Mit zaghaften Versuchen wagen sich einige Verlage inzwischen an das Thema ran und setzen dabei auf Angebote verschiedener Dienstleister, wie dem englischen iAnnounce.
Eine optisch ansprechendere Lösung bietet die vrsmedia GmbH aus Bremen, die inzwischen knapp 30 Zeitungstitel mit Trauerportalen “out of the box” versorgt und seit Herbst auch mit der Südwestdeutsche Medien Holding GmbH gut im Geschäft ist (www.stuttgart-gedenkt.de, www.trauer.sueddeutsche.de).
Die Gründer von vrsmedia haben selbst mit www.infrieden.de ein Trauerportal aufgebaut und in Zeitungsverlagen einen reichweitenstarken Partner für die Zweitvermarktung ihrer Softwarelösung gefunden:
Die Trauerportale setzen als Erlösmodelle auf Branchenbücher, Affiliate finanzierte Ratgeber-Artikel, Community-Produkte (Kondolenzkerze 0,99 Euro), Premium-Angebote und natürlich verknüpfte Print-, Onlineanzeigen.
Spannend ist, dass die Angebote auf vertraute Community-Elemente setzen: In der Sidebar laufen “Newsstreams“, zu welcher Anzeige als letztes kommentiert wurde oder wo die letzte Kerze entzündet wurde. Besucher können an die “Pinnwand” des verstorbenen schreiben und außerdem ist es möglich den Verstorbenen eigene Profile anzulegen und diese auch aufzuwerten:
Leider passiert auch bei diesem Thema ähnliches, wie den Groupon-Ansätzen deutscher Verlagshäuser. Durch die fertigen Dienstleisterlösungen setzt man sich nicht umfassend mit den neuen Konzepten auseinander und die Angebote werden so nur schwer das volle Potential ausschöpfen können.