Das Blut der Anderen

von Steffen am 19. Januar 2010 · 219 Kommentare

Ich mag Jeff Jarvis. Ernsthaft. Ich finde Ihn toll. Genau wie sein Blog und eigentlich alles was er so von sich gibt. Dazu muss man sagen: Ich bin kein Journalist. Also kann ich nur als Aussenstehender einschätzen, was er aus Sicht eines Journalisten erzählt. Allerdings hört sich das für einen BWLer wie mich sehr sinnvoll an. Ich würde sogar noch weiter gehen. Es hört sich sympathisch an. Jarvis redet nämlich in Bezug auf den “neuen” Journalismus sehr oft von Unternehmertum, von Anpassung an veränderte Realitäten und von Linkkultur: Cover what you do best. Link to the rest.

dbpg02Aber er redet auch sehr oft von Schmerz, von Verzicht und Niedergang, wenn sich nichts ändert. Gut, er benutzt nicht die gleichen Worte. Aber er meint das gleiche.

In meiner Zeit bei einem deutschen Automobilhersteller durfte ich einmal der folgenden Aussage eines Vorstands lauschen: “Wir werden durch Blut waten”. Tolle Bildsprache. Und so plastisch. Vor allem, wenn man sich die gesamte Aussage anhört:

“Wir werden durch Blut waten, wenn sich nichts ändert.
Wenn wir unsere Produktion nicht anpassen.
Wenn wir unsere Personalkosten nicht in den Griff bekommen.
Wenn wir es nicht schaffen, uns auf den globalen Wettbewerb einzustellen.
Wenn wir den Kunden nicht klar machen, warum Sie unsere Produkte kaufen sollen.
Unser Status Quo ist nicht gottgegeben. Wir sind kein Staatsunternehmen und wollen auch nie eines sein.”

Was für eine Brandrede! Und nun ersetzen wir Automobilindustrie durch Musikindustrie, Katalog-Versender, Textilwirtschaft…. oder Journalismus. Und sprechen alle nach:

Als Hirte erlaube mir, zu dienen mein Vater dir.
Deine Macht reichst du uns durch deine Hand.
Diese verbindet uns wie ein heiliges Band.
Wir waten durch ein Meer von Blut.
Gib uns dafür Kraft und Mut.

Amen

Ich habe im letzen Artikeln überlegt, warum das Internet eine tolle Sache für Journalisten sein kann. Wie ein Journalist das nutzen kann, soll diese Stellenausschreibung hier zeigen.

Alexander Kluge hat mir auf seinem “Garten” dctp.tv diese Metapher geliefert. Er sagt: „Was wir brauchen, sind abgegrenzte Räume, in denen die Datenmassen gesammelt, sortiert und reduziert werden. Gärten, Häfen, Gefäße, welche Metapher Sie wollen. Da das Bedürfnis nach Reduktion wächst, werden solche Gärten auch benutzt werden. Man muss sie nur bauen, diese Gärten im Netz.“ Das Interview kann man nicht nur sehen sondern auch lesen – im Freitag.

Das dabei die Rolle der Journalisten als Gatekeeper nicht verloren gehen braucht, aber neu definiert werden muss, findet auch Ruth Blaes in einem ihrer Aufsätze: „Journalisten als bloße Bediener und Erfüllungshilfen einer Maschinerie, die sich selbst ölt, werden ihren Auftrag verfehlen. Grundlagen und Hintergrund auf bestimmten Wissensgebieten werden mehr denn je notwendig sein. Es braucht Kundige, die Informationen, Wissenswertes aufbereiten können und fähig sind, sie sinnvoll und authentisch zusammenzustellen.“

Der unendlichen Fülle an Informationen Herr zu werden ist schlichtweg nicht möglich. Sich darin zurechtzufinden, Informationen relevant und interessant zu reduzieren ist aber die große Chance für Journalisten der Zukunft. Vertrauenswürdige Wegweiser mit eigener Meinung, die im Potential des Netzes und dessen Nutzern keine Bedrohung sondern Bereicherung und neue Möglichkeiten erkennen.

Das Internet ist ein menschlicher Kulturraum. Es verändert Kommunikation und Aufmerksamkeit und somit zweifellos unsere Gesellschaft. Ein zukunftsfähiger (Fach-)Journalismus ist nur möglich, wenn er diese Veränderung erkennt und darauf reagiert.

Internet als soziales System
Netzmensch Sascha Lobo sagte im SPIEGEL: „Ich halte die Auswirkungen auf die Gesellschaft und besonders auf die kommenden Generationen für so revolutionär, als wären Buchdruck, Telefon und Fernseher gleichzeitig erfunden worden.“

Ich halte die Auswirkung auf die Gesellschaft sogar für so bedeutend, dass ich behaupte: Das Internet wurde, gerade durch die soziale Software des Web 2.0, ein soziales System.

In der Soziologie scheint mir diese Ansicht noch umstritten. Das Netz umfassend aus systemtheoretischer Sicht zu beschreiben ist eine Aufgabe, die es noch zu erfüllen gilt und die aufgrund der Schnelllebigkeit des Mediums schwierig sein dürfte.

Dem Soziologen Peter Fuchs gelingt dies indem er den Prozess der Selbsterschaffung und -erhaltung eines Systems, also einen Schlüsselbegriff der Systemtheorie (zumindest der Luhmann‘schen) auf das Netz überträgt: „Wir haben es mit einem sozialen System zu tun, das mit eigenen Operationen (Kommunikationen) weitere Operationen produziert, die weitere Operationen   produzieren, und dies in autopoetischer Geschlossenheit [...]“.

Digital Divide
Das Internet als soziales System zu begreifen, heißt auch seine Bedeutung für die gesamte Gesellschaft zu betrachten. Häufig kommt der Begriff einer digitalen Spaltung der Gesellschaft ins Spiel. In meinen Augen schafft diese Theorie Angst vor der neuen Technik Internet.

„Das Internet ist eine Einladung zur Kommunikation in einer neuen Dimension“, sagt der Psychologe Peter Kruse und meint: „Nicht teilzunehmen, ist daher nur noch ideologisch und kaum mehr praktisch begründbar.“ Die digitale Spaltung soll mit diesen Aussagen relativiert und damit ihrer in Relevanz für die Diskussion gemindert werden. Nachzulesen in einem wirklich großartigen Interview in der Süddeutschen Zeitung.

Neue Spielregeln – 
Relevanz vs. Interessanz
Ein neues System mit neuen Möglichkeiten und Herausforderungen benötigt neue Spielregeln – diese zu verstehen und zu nutzen ist die zentrale Aufgabe des Journalismus der Zukunft.

Waren Informationen vor einigen Jahren noch Ware und oftmals Monopolgut von Print- und Hörfunkmedien, ist ihr Wert im Internet dramatisch gesunken. Nie zuvor war es einfacher und kostengünstiger möglich, so schnell, Zugang zu so vielen Informationen zu bekommen. Und das für wortwörtlich jeden.

Aufgabe klassischer Medien war es, im Informationsdschungel, zu dem sie oftmals exklusiven Zugang hatten, relevante Ereignisse zu finden und diese als Nachrichten zu veröffentlichen. Die Journalisten statuierten in ihrer Rolle als „Gatekeeper“ ein Relevanzdiktat, das im Internet nicht mehr funktionieren kann.

Denn im Internet bekommt Relevanz einen großen Konkurrenten: Die Interessantheit oder Interessanz wie es  Sascha Lobo bezeichnet. Er meint, im schon genannten SPIEGEL-Artikel: „Im virtuellen Raum des Netzes herrschen andere Regeln als in der traditionellen Medienlandschaft. Eben noch wählte eine Redaktion aus, was ihr wichtig erschien; jetzt wird im Internet hochgespült, was ausreichend viele Menschen für interessant halten.“

Ich glaube: Das Netz ist eine große Chance, gerade für den Fachjournalismus!

In regelmäßigen Abständen dreht die deutsche e-commerce Branche durch: Da kommt ein neues Konzept aus den Staaten zu uns rüber geschwappt und kurz drauf schießen die Klone wie Pilze aus dem Boden. Vor einer Weile waren es Liveshops und die Shoppingclubs, momentan sind es Groupon-Konzepte. Mit den Groupon-Konzepten kommt dieses Mal aber eine Idee auf, die auch als Ertragsmodell für Lokal- und Regionalzeitungen durchaus interessant sein kann.

Wie funktioniert Groupon?

Bei Groupon-Konzepten geht es darum, möglichst viele Menschen für ein bestimmtes Angebot zu finden. Zum Beispiel werden 20 Leute gesucht, die eine Massage buchen. Wenn sich 20 Käufer zusammengefunden haben, kommt die Aktion zustande und jeder der Käufer zahlt beispielsweise nur 30 anstatt den normalen 60 Euro. Die Käufer freuen sich, dass sie gespart haben. Das Massagestudio freut sich, dass 20 Kunden fest eingeplant werden können. Finden sich keine 20 Leute zusammen, kommt auch die Aktion nicht zustande.

Die Schlüsselbedingungen für das Konzept sind:

  • Vertrauen der Käufer in den Verkäufer
  • Vertrauen der Käufer in den Vermittler
  • Räumliche Nähe zum Ort des Verkäufers
  • Die Möglichkeit weitere Teilnehmer aus dem persönlichen (räumlichen) Umfeld zu werben, um so in den Genuss des Rabattes zu kommen
  • Bevorzugt Dienstleistungen als Angebote (hohe Margen, Vorteile durch Planungssicherheit)
  • Kurze Vorlaufzeiten bis zur Einlösung des Angebotes (sonst macht es einfach keinen Spaß)

Große Chance für Lokalzeitungen

Wenn man sich die Bedingungen genauer anschaut wird schnell klar, dass das eigentlich die natürlichen Kernkompetenzen der Lokalzeitung sind: Jahrelanges Vertrauen der Leser, räumliche Nähe und das Vertrauen der Käufer in die örtlichen Händler. Sauber aufgesetzt können sich mit Groupon-Konzepten für Lokalzeitungen ganz neue Möglichkeiten ergeben:

  • Die Werbekunden zahlen nur bei erfolgreichem Abschluss der Aktion (dann aber gerne und auch gerne wieder)
  • Die Leser werden die Aktionen zum Großteil als echten Mehrwert wahrnehmen (sie sparen schließlich Geld)
  • Die Lokalzeitung kann Leser auf andere Weise an sich binden (der Leser könnte ja ein Angebot verpassen)
  • Im kleinlokalen, ländlichen Umfeld kann das Konzept auch mit Ware anstelle von Dienstleistungen funktionieren (z.B. der Fahrradhändler, der schon ab fünf Verkäufen einen Rabatt geben könnte – ohne direkten Konkurrenzkampf zum Internet)
  • Im lokalen Raum sind noch weitere wertvolle Dienstleistungen denkbar: z.B. fünf Hauseigentümer, die sich zusammenschließen und ihr Dach neu decken lassen (sehr hohe Provisionsmöglichkeiten für die lokale Zeitung)

Mit der normalen Anzeige ist es bald nicht mehr getan

Das mag auf den ersten Blick alles recht aufwändig und “nach ganz anderem Business” klingen. Aber die Zeiten, als man mit ganz normalen Anzeigen Geld verdienen konnte, werden auch im lokalen Umfeld bald vorbei sein oder zumindest deutlich schwerer werden. Die Werbekunden wünschen sich – wie die Online-Werbekunden auch – einen echten Mehrwert für ihre Anzeige. Und einen größeren Mehrwert, als nur für Kunden zu bezahlen, die auch wirklich etwas kaufen, wird man ihnen nur schwer bieten können.

Wenn die lokalen Zeitungen nicht bald anfangen selbst auf neue Erlösmodelle umzustellen, werden es eben andere tun. Die e-commerce Branche steht zumindest in den Startlöchern und war auch bei vielen anderen Modellen schon deutlich schneller als die meisten Verlagshäuser. Und es sagt ja keiner, dass amazon nicht auch irgendwann Nachrichten produziert – wenn es das Vertrauen der Kunden und somit den Verkauf fördert werden sie es machen…

Auf excitingcommerce.de gibt’s noch mehr zu dem Thema

Daran, dass das Internet in Zukunft immer mobiler wird, hat wohl kaum jemand Zweifel: Anstatt am Rechner werden Nachrichten und Infos in den nächsten Jahren mehr und mehr über mobile Geräte konsumiert. Den Anfang hat Apple mit dem iPhone gemacht und google zieht mit dem Android Betriebssystem nach; auch wenn google mit dem Nexus One wohl nicht wie erhofft punktet.

Nur von den Verlagen ist bisher noch nicht viel zu sehen. Es gibt zwar Versuche, spezielle Apps anzubieten (wie z.B. von Bild, Welt und der Sueddeutschen) aber die meisten beschränken sich leider darauf, die Internetinhalte 1:1 mobil zur Verfügung zu stellen. Das größte Potenzial wird von den Meisten verschenkt: die lokale und geortete Nachricht. Gerade übers Handy wünsche ich mir Nachrichten aus meinem direkten Umfeld. Die Nachricht, dass zwei Straßen weiter ein Haus brennt, bekommt auf einem mobilen Gerät plötzlich einen höheren Stellenwert als der Bombenanschlag im Irak.

google bringt neue lokale Werbung

Es sind in dem Zusammenhang mal wieder die Jungs von google, die vielleicht ganz neue Impulse in den Markt bringen. In den USA läuft gerade ein Testlauf mit einer Hand voll Kunden, bei denen lokale Werbung auf mobile Geräte eingeblendet wird (GPS-Ortung sei Dank). Die Kunden können über einen Klick auf die Anzeige direkt bei dem Anbieter anrufen. Gezahlt wird google-typisch: Der Werbekunde zahlt nur für die Kunden, die ihn auch angerufen haben. Die Werbung an sich ist kostenlos.

Genau wie bei den Inhalten, wird über mobile Geräte auch eine andere Art von Werbung interessant. Mobil will ich nicht wissen, was Vodafone gerade für eine nationale Kampagne hat. Mobil will ich wissen, ob ein Laden um die Ecke vielleicht zufällig Schlussverkauf hat, oder was es beim Italiener als Mittagsangebot gibt und über welche Nummer ich den Tisch reservieren kann.

Im Lokalen haben Verlage ihre Stärken

Das eigentlich Verrückte ist aber: das Lokale ist nicht googles Revier. Im Lokalen sitzen Verlage oft seit zig Jahren und haben mehr und schnellere Informationen über ihr direktes Umfeld als jede Suchmaschine der Welt. Diese Stärke zu nutzen, wird die Aufgabe der kommenden Jahre. Das mobile Internet bietet hier ganz neue Möglichkeiten für zielgerichtete Informationen, Veranstaltungstipps und natürlich auch für Werbung.

Verschenken werden Verlage diese Stärke aber, wenn sie nach wie vor bis zum nächsten Tag warten, bis sie ihr Wissen in gedruckter Form an den Leser weitergeben. Und verschenkt wird das Potential auch, wenn lediglich die Inhalte der Printausgabe 1:1 ins Online-Angebot wandern und irgendwann am Ende auf dem Handy landen.

Hier mal noch eine ganz interessante Präsentation, was uns im mobilen Markt der nächsten Jahre erwartet:

View more presentations from bwlzweinull.

Das geht App!!! – ein bisschen zumindest

von Steffen Greschner am 16. Januar 2010 · 1.885 Kommentare

Das klingt schon mal gar nicht so schlecht: 100.000 App-Downloads im ersten Monat. Wie sich die 100.000 Downloads auf Bild und Welt verteilen, will Axel Springer allerdings lieber nicht verraten. Ich gehe ja mal ganz stark davon aus, dass gut 70-80% auf die Bild-App entfallen – immerhin kann man da schüttelnderweiße täglich ein Bildgirl ausziehen. Ob viele für die “Qualitätsjournalismus”-Inhalte der Welt zahlen wollen, glaube ich nicht unbedingt: Immerhin gibt’s das beim Spiegel umsonst (allerdings nur als mobile Homepage und nicht als vollwertige App), und die Süddeutsche bietet die werbefinanzierte Variante ihrer App auch umsonst an – hier kostet nur die Gold-Version. Was aus der Tagesschau-App wird, steht ja zur Zeit leider noch in den Sternen.

Was bringen die WunderApps eigentlich rein finanziell?

Mal angenommen ca. 75% der Apps kommen tatsächlich von der Bild, sieht die Rechnung so aus:

75.000 Bild-Apps à 0,79 Euro + 25.000 Welt-Apps à 1,59 Euro = 99.000 Euro

Von den 99.000 Euro gehen 33.000 Euro an Apple und 66.000 Euro bleiben für Springer – gerade mal so viel, wie eine 3/4 Anzeige in einer Ausgabe der Bild am Sonntag. Für den Verkauf einer einzelnen Anzeige würde sich wohl kein Axel Springer Konzern so ausgiebig feiern.

Damit das in Zukunft etwas mehr wird, hat Springer auch schon eine ganz einfach Lösung: mehr Geld verlangen.

Nach der Einführungsphase kostet die “Bild”-App 1,59 Euro im Monat, inklusive einer E-Paper-Version der Printausgaben erhöht sich der Preis auf 3,99 Euro. Perspektivisch rechnet Springer mit einem Preis von 3,99 für das “kleine” Abo, 4,99 mit E-Paper-Ausgabe. Die “Welt”-App kostet derzeit 1,59 Euro – allerdings ohne PDF. (via Kress)

Wie viele Leser wirklich bereit sind noch mehr Geld dafür zu bezahlen und wie viele es einfach nur mal ausprobieren wollten, werden wir in den nächsten Monaten sehen. Ob es das bisschen Geld jemals wert ist, auf viele Leser gegenüber einer komplett freien App zu verzichten, wird sich auch erst nach einiger Zeit zeigen. Das ganze App-Thema steht aber auch noch wirklich am Anfang.
Ich kann mir ganz gut vorstellen, dass zukünftig einige Leser bereit sind, Geld für die Lieferung aufs Handy zu zahlen. Als einziges Standbein wird das Thema aber höchstwahrscheinlich nie funktionieren können – paid content hin oder her. Und ob man langfristig davon profitiert Leser zu verlieren, um mit den übrigen ein paar Peanuts zu verdienen, sei auch mal dahin gestellt.

Wer das Bild-App noch nie gesehen hat. Bitteschön:

Etwas vermessen das direkt zu Beginn eines Blogs zu schreiben. In einem Blog welches sich mit neuen Geschäftsmodellen im Internet beschäftigt. Und dann auch noch von einem Gastautor. Aber zumindest laut Robert Niles von Online Journalism Review gibt es keine neuen Erlösmodelle, als die schon bekannten:

Direkte Verkäufe und Abogebühren
Die Möglichkeit über eine Publikation für Inhalte Geld zu verlangen wächst linear mit dessen Menge und Einzigartigkeit. Eine Zeitung kostet 1-2 Euro. Ein Magazin 2-10 Euro. Und ein Buch 10-30 Euro. Damit wird auch deutlich, welcher monetäre Mehrwert einer Nachricht durchschnittlich zugesprochen wird. Nämlich der, der nach landläufiger Meinung die Druckerschwärze, das Papier und der Vertrieb kostet.
Deshalb funktioniert laut Niles Paid Content beim normalen Leser auch nicht. Hat noch nie und wird auch nie. Bis auf wenige Ausnahmen wie Cooks Illustrated oder die Financial Times. Bei beiden Seiten zahlen die (sehr wenigen) Leser allerdings nicht primär für den Inhalt, als für die Mitgliedschaft in einer exklusiven Community.

Werbung
Der Klassiker, der sich auch online nicht ändern wird. Solange Autoren Zugang zu Lesern haben, werden Sie diesen Zugang “vermieten” können. Auch in Zeiten von twitter, facebook und google ein probates Mittel, um die eigene Leserschaft auf eine neue Marke oder ein neues Produkt aufmerksam zu machen.

Spenden
Die meisten Anzeigen in Zeitungen sind bzw. waren gleichzeitig versteckte Spenden. Werbetreibende schalteten Anzeigen, da Sie neben dem meist nicht zählbaren Effekt Ihrer Werbung die positive Wirkung der jeweiligen Publikation schätzten. Erst durch die persönliche Abkopplung der Zeitungsverlage von Ihren Werbetreibenden hat sich bei diesen eine kurzsichtige Sicht auf den ROI (Return on Investment) einer Werbeausgabe eingestellt. Verlage müssen wieder Ihre persönliche Beziehung zu den Werbetreibenden stärken damit sich auch deren Einstellung zur Bewertung Ihrer Werbeausgaben ändert.

Robert Niles: “Journalisten und Verlage können nur bestehen, wenn Sie unter den sich verändernden Umständen diese drei Modelle für Ihr Geschäft nüchtern bewerten und sinnvoll zusammenführen.”

Das Interessante an seiner Darstellung ist, dass er Recht hat. Es gibt unzählige Möglichkeiten Geld mit Inhalten zu verdienen: Kleinanzeigen, Immobilienangebote, Stellenanzeigen, Inhalte verkaufen im B2B-Bereich, Restaurantführer, Sponsoren für Kategorien, lokale Produkte verkaufen, Kundengenerierung für lokale Händler, Probefahrten für den Autohändler, Beiträge zu interessanten Produkten mit Links zu relevanten Online-Shops, Marktforschung – und das sind nur die offensichtlichsten. Aber alle basieren sie im Grunde auf einem der drei oben erwähnten Modelle.

Robert Niles schließt mit dem Satz: “Da es keine neuen Erlösmodelle im Journalismus gibt, müssen wir neue Produktionsmodelle für die Erstellung von Inhalten finden. Modelle, die auch in der Zukunft funktionieren.”

Aber das heben wir uns besser für das nächste Mal auf.