Das Apple iPad wird am 29.04. in Deutschland eingeführt. Derzeit liegen etwa 200.000 Vorbestellungen für das Gerät vor. Insofern kann man von einem zu erwartenden Erfolg für Apple ausgehen. (Link auf http://paidcontent.org/article/419-ipad-sales-forecasts-shoot-up/ ) Neben dem iPad wird es im Laufe des Jahres noch weitere Multimedia-Reader, zusätzlich zu den bekannten E-Readern, geben. Es ist also anzunehmen, dass sich eine neue Klasse von Ausgabegeräten etabliert. Dieses wird teilweise bestehende Geräte wie das netbook (Link auf Pressemitteilung wegen dell und hp Rückzug) ablösen und neue Zielgruppen an das Internet heranführen, die sich ansonsten in absehbarer Zeit einen Laptop oder PC (oder Mac) gekauft hätten.
Das alles wird ein Erfolg werden und den Anbietern, die sich mit Ihrem Produkt durchsetzen die nächsten 2-3 Jahren nette Umsätze und hoffentlich auch Gewinne verschaffen.
Und zum ersten mal seit langem keimt die Hoffnung, dass das auch den Verlagen und den Werbetreibenden gelingt. Denn das schöne für diese Gruppe ist der Umstand, dass das iPad in der derzeitigen Form ein sehr rückwärtsgewandtes Medium ist. Es macht den Nutzer wieder zu einem Konsumenten, einem stillen Betrachter. Jemand, der nichts kreiert und dessen Lese- und Sehgewohnheiten leicht zu steuern sind. Ein Nutzer also dem man wieder den gewohnten Brei aus (schicken) Inhalten und Werbung vorsetzt, den er dann ohne nachzudenken aufnimmt. So wie früher in der guten alten Zeit.
Ein Beispiel für diese Denkweise zeigt die von Springer groß angekündigte Welt-App für das iPad. In diesem Zusammenhang auch sehr interessant die Aussage von Jan Bayer, Vorsitzender der Verlagsgeschäftsführung der Welt-Gruppe im Interview mit dem Fachmagazin horizont.net: „Der Manager hat entschieden, zunächst eine schlichte Applikation zu launchen ohne Schnörkel wie Videos oder vertonte Beiträge. Das “Welt”-Angebot hat im Wesentlichen PDF-Funktionen wie das E-Paper; nur die Darstellung der Inhalte und Navigation ist leicht modifiziert. Dass er damit die Technik-Fans enttäuschen könnte, glaubt er nicht. “Unsere Erfahrungen mit dem iPhone haben gezeigt, dass gerade die PDF-Ausgabe sehr stark genutzt wird”, erklärt Bayer.“
Also nochmal zusammengefasst:
Ich kaufe ein PDF für ein Gerät dass mich bereits mindestens 500 Euro gekostet hat
ohne Videos
ohne Podcasts
ohne Möglichkeit zu kommentieren
ohne Möglichkeit sich Inhalte zusammenzustellen
Dafür kostet es pro Monat zwischen 12,99 (Welt Kompakt) und 29,99 (Die Welt)
Und in der traurigen Rückwärtsgewandtheit der Verlage macht dieser Schritt sogar Sinn:
„Das Geschäftsmodell basiert auf den beiden Säulen Paid Content und Werbevermarktung. Ein niedrigerer Preis wäre nicht infrage gekommen, denn Springer will die Chance des iPad nutzen “angemessene” Gebühren für seine journalistischen Inhalte in der digitalen Welt zu verlangen.“
Die Frage wieviele Menschen das tun werden erübrigt sich. Die ersten Zahlen aus den USA zeigen: Niemand (http://www.businessinsider.com/henry-blodget-as-expected-no-one-wants-those-expensive-newspaper-ipad-apps-2010-4 )
Aber das wirklich traurige daran ist, dass das iPad, wie ein Trojanisches Pferd, Hoffnung in die Etagen der Entscheider bringt. Eine Hoffnung, dass alles nochmal gut geht. Eine trügerische Hoffnung, sich nicht erfüllen wird und die – und das ist das schlimmste – nur Zeit kostet. Zeit, die man darauf verwenden könnte sich wirkliche Gedanken über die zukünftigen Geschäftsmodelle zu machen und diese auch umzusetzen.

Das Apple iPad wird am 29.04. in Deutschland eingeführt. Derzeit liegen etwa 200.000 Vorbestellungen für das Gerät vor. Insofern kann man von einem zu erwartenden Erfolg für Apple ausgehen. Neben dem iPad wird es im Laufe des Jahres noch weitere Multimedia-Reader, zusätzlich zu den bekannten E-Readern, geben. Es ist also anzunehmen, dass sich eine neue Klasse von Ausgabegeräten etabliert. Diese werden teilweise bestehende Geräte wie das netbook ablösen und neue Zielgruppen an das Internet heranführen, die sich ansonsten in absehbarer Zeit einen Laptop oder PC (oder Mac) gekauft hätten.

Das alles wird ein Erfolg und den Anbietern, die sich mit Ihrem Produkt durchsetzen, die nächsten 2-3 Jahren nette Umsätze und hoffentlich auch Gewinne verschaffen.

Und zum ersten mal seit langem keimt die Hoffnung, dass dies auch den Verlagen und den Werbetreibenden gelingt. Denn das schöne für diese Gruppe ist der Umstand, dass das iPad in der derzeitigen Form ein sehr rückwärtsgewandtes Medium ist. Es macht den Nutzer wieder zu einem Konsumenten, einem stillen Betrachter. Jemand, der nichts kreiert und dessen Lese- und Sehgewohnheiten leicht zu steuern sind. Ein Nutzer also dem man wieder den gewohnten Brei aus (schicken) Inhalten und Werbung vorsetzt, den er dann ohne nachzudenken aufnimmt. So wie früher in der guten alten Zeit.

Ein Beispiel für diese Denkweise zeigt die von Springer groß angekündigte Welt-App für das iPad. In diesem Zusammenhang auch sehr interessant die Aussage von Jan Bayer, Vorsitzender der Verlagsgeschäftsführung der Welt-Gruppe im Interview mit dem Fachmagazin horizont.net: „Der Manager hat entschieden, zunächst eine schlichte Applikation zu launchen ohne Schnörkel wie Videos oder vertonte Beiträge. Das “Welt”-Angebot hat im Wesentlichen PDF-Funktionen wie das E-Paper; nur die Darstellung der Inhalte und Navigation ist leicht modifiziert. Dass er damit die Technik-Fans enttäuschen könnte, glaubt er nicht. “Unsere Erfahrungen mit dem iPhone haben gezeigt, dass gerade die PDF-Ausgabe sehr stark genutzt wird”, erklärt Bayer.“

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Also nochmal zusammengefasst:

  • Ich kaufe ein PDF für ein Gerät dass mich bereits mindestens 500 Euro gekostet hat
  • ohne Videos
  • ohne Podcasts
  • ohne Möglichkeit zu kommentieren
  • ohne Möglichkeit mir Inhalte zusammenzustellen
  • Dafür kostet es pro Monat zwischen € 12,99 (Welt Kompakt) und € 29,99 (Die Welt)

Und in der traurigen Rückwärtsgewandtheit der Verlage macht dieser Schritt sogar Sinn: „Das Geschäftsmodell basiert auf den beiden Säulen Paid Content und Werbevermarktung. Ein niedrigerer Preis wäre nicht infrage gekommen, denn Springer will die Chance des iPad nutzen “angemessene” Gebühren für seine journalistischen Inhalte in der digitalen Welt zu verlangen.“

Die Frage wieviele Menschen das tun werden erübrigt sich. Die ersten Zahlen aus den USA zeigen: Niemand

Aber das wirklich traurige daran ist, dass das iPad, wie ein Trojanisches Pferd, Hoffnung in die Etagen der Entscheider bringt. Eine Hoffnung, dass alles nochmal gut geht. Eine trügerische Hoffnung, die sich nicht erfüllen wird und die – und das ist das schlimmste – nur Zeit kostet. Zeit, die man darauf verwenden könnte sich wirklich Gedanken über die zukünftigen Geschäftsmodelle zu machen und diese auch umzusetzen.

WESTDEAL: Groupon hyped das lokale Netz

von Steffen Greschner am 10. März 2010 · 1.006 Kommentare

Seit am Montag raus war, dass DERWESTEN mit einem eigenen Groupon an den Start geht, herrscht gewisse Aufregung in der Startup-Szene: Ein klassischer Verlag steigt an einem sehr frühen Punkt in ein noch relativ junges eCommerce-Konzept ein. Das ist neu.

westdeallogo

Was hat den WESTEN also dazu bewegt, jetzt schon mitzumischen und vor allem WESTDEAL komplett selbst aufzusetzen? Ich habe dazu eine Anfrage an die WAZ-Gruppe gestellt. Sobald ich Antwort bekomme, steht die natürlich hier.

So lange muss ich erstmal spekulieren. Was aber eigentlich recht einfach ist:

  • Mit dem Auftauchen der Groupon-Konzepte hat sich etwas Entscheidendes gegenüber den meisten anderen eCommerce-Ansätzen geändert: Es geht um Nähe. Die Vorteile des Netzes werden in gewisser Weise ad absurdum geführt. Ein funktionierender Groupon muss sich auf ein kleines Gebiet beschränken. Eine Stadt. Einen Landkreis. Das Einzugsgebiet einer Zeitung. Nur so funktioniert das Konzept.
  • Mit Groupon ist noch etwas anderes passiert: Die Anbieter müssen die Online- mit der Offlinewelt verbinden. Das Angebot wird zwar online angeboten – findet aber offline (meist als Dienstleistung) statt. Bei Groupon wird keine Ware mehr verschickt, sondern nur noch die Berechtigung, sich entweder Ware irgendwo abholen zu dürfen oder eben eine Dienstleistung in Anspruch zu nehmen. Für Beides muss der Kunde physisch aus dem Haus und auf die Straße. Das Denken ist relativ neu für die Startup-Szene und ein alter Hut für Verlage. 1:1 – Unentschieden.
  • Die Angebotspartner sind klein. Es werden Gutscheine für Restaurants, Massagen oder sonst was verkauft. Kleines, bodenständiges Business. Nicht die Amazons dieser Welt sind hier gefragt, sondern der alteingesessene Einzelhändler und Dienstleister. Und genau die Adressen liegen seit vielen, vielen Jahren in den Karteikästchen der Anzeigenverkäufer.
  • Bei den Angeboten muss auf spezielle, lokale Nachfrage eingegangen werden. Es reicht nicht, ein Angebot an ganz Deutschland zu verkaufen. Man muss seine geografische Zielgruppe kennen und bedienen. Ein Groupon in München wird in der Vorweihnachtszeit ein gutes Geschäft mit Skiausrüstung und Saisonkarten machen können. In Hamburg ist das gleiche Angebot – gelinde gesagt – für die Tonne! Eine Zeitung sollte ihr Gebiet und die kulturellen Eigenarten wohl besser kennen als jeder andere.
  • Gerade bei physischen Dienstleistungen, wie Massagen und Restaurants, geht es um Vertrauen. Was hilft es mir wenn ich bei meinem Abendessen-Date 50% gespart habe, aber am Ende alleine nach Hause gehe, weil das Essen einfach sch… war. Das Vertrauen hat eine Zeitung viel eher als ein neu auf dem Markt erscheinender Stand-Alone-Anbieter wie CityDeal.

Wenn man das alles berücksichtigt, ist es nur logisch und konsequent, dass DERWESTEN mit WESTDEAL eine eigene Lösung aufsetzt, anstatt auf Kooperationspartner zu warten. Was jetzt noch vor den Machern liegt: Die Leser richtig an das Konzept heranführen. Was meiner Meinung nach aber nicht sehr schwer sein dürfte, weil diese im Idealfall den Dienstleistungs-Anbieter schon persönlich oder vom Sehen kennen. Der Rest ist leicht zu verstehen.

Über den Groupon-Hype ärgere und freue ich mich irgendwie. Ich freue mich, dass durch den lokalen Bezug endlich Verlage die Chance im Social-eCommerce erkennen. Mich ärgert allerdings, dass die gleiche Chance bei anderen Konzepten schlichtweg übersehen und kaputt gemacht wurde.

Eines meiner Lieblingskonzepte ist nach wie vor Liveshopping. Schon zu meiner Zeit bei www.guut.de habe ich mir immer wieder gedacht, dass das ein tolles Konzept für Zeitungen ist. Leider hat sich die Liveshop-Branche auf schiere Größe und Deutschland als Zielgruppe eingeschossen. Bei guut hatten wir zum Schluss rund 60.000 User. Über ganz Deutschland verteilt ist das nicht wirklich viel. Gezielte Angebote sind so nur schwer anzubieten. Am Ende geht es allen Liveshops gleich: Conversion gibt’s bei sehr günstiger Unterhaltungselektronik – aber die gibt’s mit etwas Marge leider nicht wirklich günstig.

Ein lokaler Liveshop, mit dem gleichen Einzugsgebiet wie heute die Groupons, wäre schon damals wahrscheinlich viel sinnvoller gewesen. Günstige Ski in München. Eine Luftmatratze in Hamburg. In Stuttgart stehen viele auf Blutsgeschwister – ein Stuttgarter Modelabel. In Bremen tragen sie Stylesucks. Dann läuft das auch.

Vielleicht erkennen Verlage jetzt auch im Liveshopping wieder das richtige Potential, wenn ihnen bei Groupon klar wird, dass es auch im Internet durchaus um räumliche Nähe und lokale Eigenheiten geht.

*update*
Inzwischen ist eine WESTDEAL-Anzeige auf der Startseite von DERWESTEN eingebunden. Leider noch etwas unscheinbar und relativ weit unten in der Sidebar. Einen redaktionellen Beitrag konnte ich bisher noch nicht finden. Aber es sind ja auch noch ein paar Tage bis zum Start.
westdeals werbung */update*

Das hat zum Glück nicht lange auf sich warten lassen: Mit der WAZ-Mediengruppe, bzw. DERWESTEN steigt die erste deutsche Lokalzeitung in das Groupon-Fieber mit ein. Ich hatte Mitte Januar schon drüber geschrieben, dass sich Groupon-Konzepte sehr gut für Lokalzeitungen eignen. Vor ein paar Tagen ist zu dem Thema auch ein Kommentar auf theeuropean.de erschienen. In sechs Tagen geht es also los. Unter www.westdeal.de gibt es ab 15. März das erste deutsche Gruppenkauf-Angebot eines klassischen Verlagshauses.

westdeal.deDie Seite ist sehr schön gestaltet und übersichtlich gehalten. Mich freut vor allem, dass die Macher das Konzept scheinbar richtig verstanden haben: Sie versuchen erst gar nicht ein großes “Sammelangebot” für den kompletten Ruhrpott zu starten, sondern bieten spezielle Angebote für die einzelnen Gebiete und Städte. Zumindest lässt der Newsletter darauf hoffen.

Im About schreibt WESTDEAL dazu:

WESTDEAL ist eine Gutschein-Plattform, die tolle Schnäppchen aus vielen verschiedenen Bereichen wie z.B. Lifestyle, Gastronomie, Wellness, Beauty, Sport, Event, Dienstleistung oder Handel in Ihrer Stadt oder Region mit hohen Rabatten anbietet! Um diese Konditionen zu erhalten, wird eine Einkaufsgemeinschaft gebildet. Die einzige Bedingung ist der Verkauf einer bestimmten Anzahl an Gutscheinen innerhalb einer festgelegten Zeit.

Gut gefällt mir, dass auch gleich auf die Vorteile für die Händler und Anbieter der Aktionen eingegangen wird. Immerhin steht und fällt alles mit den passenden Schnäppchen. Wie ich es mir gewünscht habe, ist das Einstellen von Angeboten für die Händler komplett kostenlos. Erst am Ende der Aktion muss der Händler eine Provision an WESTDEAL zahlen – aber nur, wenn die Aktion erfolgreich war:

  • Sie erhalten kostenfreie Werbung.
  • Die Werbung erfolgt online und in Ihrer Lokalzeitung.
  • Sie erreichen durch crossmediale Werbung neue Zielgruppen.
  • Ihr Unternehmen erhöht seinen Bekanntheitsgrad in kürzester Zeit.
  • Sie gewinnen viele Neukunden.
  • Sie erhöhen Ihren Umsatz.
  • Sie haben kein Risiko.
  • Sie haben kein Investment.
  • Sie haben keinen Aufwand.
  • Die Abwicklung erfolgt über WESTDEAL.
  • Nur wenn der Deal zustande kommt, erhält WESTDEAL eine geringe Marge.

Spannend wird jetzt nur, wie mutig die Redaktion vom Westen bei der endgültigen Umsetzung ist. Bisher ist auf der Seite noch nichts zum WESTDEAL zu finden. Ich hoffe mal, dass sich das die nächsten Tage ändert und das Angebot gut auf der Startseite integriert wird und nicht irgendwo im Shop-Bereich untergeht und versauert – das ist vor ein, zwei Jahren schon einigen Versuchen von Liveshops auf Zeitungsseiten passiert.

Entscheidend für den Erfolg oder Misserfolg wird für den WESTEN jetzt sein, ob es gelingt, die Leser und die Anbieter der Aktionen von dem neuen Angebot zu begeistern. Dafür braucht es auch redaktionellen Content, der das Konzept erklärt, die Vorteile zeigt und Lust darauf macht.

almosenAuf Focus kam vor ein paar Tagen ein Interview mit Robert J. Rosenthal, Leiter des Center for Investigative Reporting, über spendenfinanzierten Journalismus. Das Thema flattr ging schon vor ein paar Wochen durch die Presse. Und mit spot.us gibt es einen, inzwischen bestimmt schon einigen bekannten, Vertreter des Spendenjournalismus. Die Homepage von spot.us kann sich übrigens jeder als Open-Source runterladen und in seiner eigenen Gemeinde mit dem Hut rumlaufen und sein Glück versuchen.

Alles schön und gut. Das ganze Thema hat nur ein Problem:  Es zeugt von ziemlicher Hilflosigkeit. Ein ehemaliges Milliardengeschäft verkommt zur hilfsbedürftigen Pommesbude. Es wird schlicht und ergreifend verkündet, dass der Qualitätsjournalismus nur durch Spenden, also Almosen, überleben kann.

Viele Spender erwarten aber leider eine Gegenleistung. Was heute im Zusammenhang mit Parteispenden diskutiert wird, wird ganz sicher für jede zweite “gespendete” Geschichte folgen. Und wenn ich von Herr Rosenthal sowas lese, bekomme ich eher noch mehr Angst:

Mäzene und Geldgeber sind keine Fata Morgana: Ich habe versucht, Geld für das Center for Investigative Reporting für die nächsten anderthalb Jahre aufzutreiben. Und die Leute sagen nicht mehr nur, dass das eine gute Idee sei. Nein, wir waren in der Lage, eine beträchtliche Menge an Geld für unser Portal „California Watch“ zu bekommen – ganze dreieinhalb Millionen Dollar! Und das Ende der Fahnenstange ist noch lange nicht erreicht. Das alles ist keine Fantasie mehr: Immer mehr Stiftungen, die mit Medien und Journalismus bisher nichts am Hut hatten, erkennen, dass es immer weniger Journalisten gibt und der Bedeutungswandel der Presse sich in unserer Demokratie zu einem Thema entwickelt hat, das uns alle etwas angeht.

Dass sich Stiftungen gerne bereit erklären den Journalismus zu bezahlen ist mir klar. Immerhin ist es das erste Mal, dass sie die Chance bekommen, sich ohne Umwege ganz direkt an der öffentlichen Meinung zu beteiligen. Spart Euch in Zukunft einfach die teure und aufwändige PR und steigt direkt als Big Spender, Suggar Daddy oder als unantastbarer Mäzen ins Business ein. Leichter geht’s nicht!

Ich denke ein sauberes, wirtschaftlich geprägtes Geschäftsmodell ist immer besser, als sich am Ende des Jahres bei einer Handvoll großer Spender einschmeicheln zu müssen…

Spiegel iPhone-App zum stolzen Preis

von Steffen Greschner am 25. Februar 2010 · 205 Kommentare

*update*
Patrick hat in den Kommentaren noch auf die momentane Diskussion über Apples Kontrollwahn im App-Store hingewiesen und diesen Zapp Beitrag verlinkt.

Hier noch zwei weitere Artikel zu dem Thema:
Spiegel: Medien auf dem iPhone: Aufstand gegen Apples App-Zensur
Golem: Apple zu App-Säuberung: Entwickler sind nicht so wichtig
*/update*

spiegel appSpiegel hat heute seine iPhone-App vorgestellt. Nach Welt, Bild und Süddeutsche kommt von Spiegel jetzt also der vierte Versuch mit einer App Geld zu verdienen. Und damit sich’s auch lohnt, schlägt der Spiegel ziemlich zu: 3,99 Euro soll eine Wochenausgabe für das iPhone kosten.

Der Preis ist also durchaus happig und sogar 19 Cent teurer als die gedruckte Ausgabe am Kiosk. Da trösten auch der Zugang zum regulären e-Paper und die frühe Veröffentlichung am Samstagabend nicht drüber hinweg. Was sich die Spiegel Gruppe dabei gedacht hat, weiß ich nicht ganz genau. Druck- und Vertriebskosten einsparen und dafür mehr zu verlangen, ist nicht ganz nachvollziehbar und wird auch im Netz sehr kritisch gesehen und diskutiert.

Dafür ist die Anwendung auf den ersten Blick ganz clever gelöst: Das komplette Heft wird in einem ca. 5 MB großem Download komplett aufs iPhone übertragen und ist somit auch offline voll verfügbar. Wie bei einem e-Book wird nicht gescrollt, sondern mit einem Fingerwisch umgeblättert. Es gibt Bildergalerien, einen Artikel-Zufallsgenerator durch Schütteln des iPhones und eine Bibliothek, in der alle bereits gekauften Ausgaben hinterlegt sind.

Alles schön gemacht und scheinbar flüssig in der Bedienung. Ich konnte es selbst leider nicht testen, weil ich ein google-Phone habe – dafür gibt’s noch keine App.

Was ich allerdings ziemlich schwach finde – neben dem Preis natürlich – ist der fehlende Online-Zugang. Da verlangt Spiegel für ein Heft 3,99 Euro und wenn ich tagesaktuelle Nachrichten möchte, muss ich erst wieder über den Browser auf die ganz normale Seite zugreifen. Warum das nicht irgendwie miteinander verbunden wurde, ist mir ein Rätsel.

Kritisch sehe ich bei dem ganzen Hype um Apps vor allem die Preise. Ich kann mir nicht vorstellen, dass Spiegel bei dieser Preisgestaltung viele Leser davon überzeugen kann.

Stellt sich nur die Frage: Was darf eine Spiegelausgabe als App kosten? Was würdet Ihr als Leser dafür ausgeben?

Diskussion zu Web-Währungen

von Steffen Greschner am 20. Februar 2010 · 2 Kommentare

Bei Jochen auf excitingcommerce startet gerade eine schöne Diskussion zu Web-Währungen, wie flattr oder ähnlichem. Braucht man eine eigene Währung im Netz, mit der man seine Tribut, z.B. für einen tollen Artikel, zollen kann?

Die Idee ist zumindest gut und es würde endlich eine Möglichkeit schaffen, dass Inhalte von Menschen bewertet werden, anstatt “Größe und Qualität” nur über Klickzahlen zu definieren

Deutliche Worte von Peter Horrocks: Der Chef von BBC World Services äußert sich in einem Interview mit dem Guardian zum Thema Facebook, Twitter und Co. und stellt treffend fest:

“If you don’t like it, if you think that level of change or that different way of working isn’t right for me, then go and do something else, because it’s going to happen. You’re not going to be able to stop it.”

Peter_HorrocksSo sei Social Media nicht nur unerlässlich für die Recherche, sondern auch ein wichtiges Mittel, um Inhalte zu vermitteln. Und mehr noch: Horrocks spricht bei der Verbreitung journalistischer Inhalte über soziale Netzwerke ganz offen von seiner neuen Waffe. Denn alleine schon durch die Tatsache, dass die Nachrichten innerhalb dieser Netzwerke von User zu User weitergegeben würden, seien sie extrem glaubwürdig.

Das sind für die BBC neue Töne, denn noch im vergangenen Jahr wurden soziale Netzwerke in den redaktionellen Richtlinien nur einmal erwähnt – und das mit warnendem Unterton. Horrocks sagt hierzu:

“We need to apply our ethical principles in the same way to social media as we do for our other reporting. Just because it is social media it can’t be different. So we don’t take a different view. But it is a faster medium. It shouldn’t be too difficult to use social media in the same way as live reporting.”

Recht hat der Mann!

Einen weiteren Artikel zum Thema gibt es hier.

Inhaltefabriken – Dienstleister statt Gatekeeper

von Steffen Greschner am 19. Februar 2010 · 114 Kommentare

headerDa stellt es den deutschen Qualitätsjournalismus-Verfechtern wahrscheinlich die Haare auf: komplette Beiträge für 20 Dollar. Erstellt von irgendwem, der gerade Lust auf Schreiben hat oder sein mageres Freelancergehalt aufbessern will. Ob Journalist oder Hausfrau ist vollkommen egal. Was veröffentlicht wird bestimmen die Leser – und ein Algorythmus.

Das das durchaus funktioniert zeigt demandMEDIA inzwischen seit knapp vier Jahren. Über 10.000 freie Mitarbeiter arbeiten für demandMEDIA und suchen sich ihre Themen aus einem Online-Portal. Hier können Themen vorgeschlagen oder aus bestehenden Themen ausgewählt werden. Gezahlt wird immer Freitags: zwischen 5 und 25 Dollar pro Artikel.

ehow

demandMEDIA produziert also Inhalte über eine eigene Freelancer-Community und vertreibt die Inhalte auf eigenen Seiten. Klassisch journalistische Nachrichteninhalte sucht man aber vergeblich. Auf Seiten wie ehow, LIVESTRONG oder CRACKED geht es hauptsächlich um Tipps, Ratschläge und Unterhaltung. Klassische Verbraucherthemen. Finanziert wird demandMEDIA hauptsächlich über google-Anzeigen – die natürlich auf den Artikel abgestimmt sind. In einem Interview bei KRESS sagte der Mitgründer Shawn Colo letzte Woche zum Thema Artikelauswahl:

kress: Was sind die Kriterien, damit ein Thema von Demand aufgegriffen wird?
Colo: Das sind im Wesentlichen drei Dinge. Erstens ist es ein Kriterium, ob es für diesen Inhalt ein ausreichend großes Publikum gibt. Dann, ob es genügend Werbung gibt, die ein solches Thema nachfragt. Schließlich, ob wir mit unserem Stück wettbewerbsfähig gegenüber anderen Anbietern wären. Wir konkurrieren über Suchmaschinen und Plattformen wie Facebook, auf denen Nutzer Inhalte entdecken. Die Frage ist dann, ob ein Beitrag Chancen hat, viral verbreitet zu werden.

Um das herauszufinden hat demandMEDIA einen Algorythmus entwickelt, der die Themen aufgrund von Suchanfragen, Aufmerksamkeit usw. schon im Vorfeld auf die Vermarktbarkeit prüft.

Das ist dann auch schon der interessanteste Punkt an der Sache. Klassische Verlage arbeiten immer noch nach einem alten (und eigentlich völlig überholten) Prinzip: Ein Redakteur, also ein einziger Mensch, entscheidet an seinem Schreibtisch, was Tausende von Menschen zu interessieren hat. Der Wert einer Nachricht wird von oben diktiert und darauf gehofft, dass man damit richtig liegt und es auch wirklich jemand lesen will. Das ist in Zeiten des Internets ziemlich dumm und eine ziemliche Verschwendung von Möglichkeiten!

Klar gibt es bei politischen Nachrichten auch einen Informationsauftrag, der nicht nur in Vermarktbarkeit gemessen werden kann. Aber selbst hier sollten Verlage schnell nach Möglichkeiten suchen, zuverlässig herauszufinden, ob der zwanzigste Artikel über Westerwelles Hartz IV-Schelte wirklich jemanden interessiert oder ob es nicht lediglich die eigene Redaktion ist, die das Thema für wichtig hält.

Communities, Twitter, die eigenen Seitenaufrufe – es gibt schon unzählige Möglichkeiten über Algorythmen herauszufinden, was gerade die wirklich wichtigen Themen sind. Vielleicht sollten Verlage dafür auch die angebotene Hilfe von google annehmen, anstatt sich mit Händen und Füßen dagegen zu wehren. Besser als google wird ihnen zur Zeit wohl keiner sagen können, was die Leser lesen wollen.

Was wirklich gelesen wird, lässt sich auch teurer vermarkten

Das ist dann aber vielleicht auch schon der eigentliche Punkt: Viele Chefredakteure, Verleger und Journalisten haben sichtbare Probleme zu akzeptieren, dass sich etwas in der Informationsgesellschaft geändert hat:

Nicht mehr die Journalisten und Zeitungen bestimmen die wichtigen Themen  - vielmehr geben die Leser heute die Themen vor und die Journalisten haben diese zu bearbeiten!

Dienstleister anstatt Gatekeeper..

demandMEDIA gehört mit rund 100 Millionen Unique-Vistors im Monat zu den 20 größten US-Seiten (laut ComScore).

How To Report The News – alles ganz einfach!

von Steffen Greschner am 17. Februar 2010 · 91 Kommentare

Zwar schon etwas her, dass ich das gesehen hatte – aber trotzdem unterhaltsam. So einfach geht das nämlich mit den Nachrichten im Fernsehen …

Coupons und Gutscheine als Chance für (Lokal)Zeitungen

von Steffen Greschner am 17. Februar 2010 · 341 Kommentare

Ich habe vor einiger Zeit schon mal über Groupon Konzepte als Chance für Lokalzeitungen geschrieben. Jetzt habe ich gerade einen Beitrag bei www.niemanlab.org über den Aufschwung von Coupons/ Gutscheine im amerikanischen Markt gelesen. Gutscheine waren demnach seit 1992 stetig rückläufig und wurden immer weniger angeboten. Bis 2008.

Seit zwei Jahren herrscht allerdings ein ziemlicher Boom, was die Wiederauferstehung von Gutscheinen, Sammel- und Rabattaktionen usw. angeht. Wahrscheinlich ist es gerade die Krise, die Gutscheine für viele Anbieter interessant macht: Die Händler und Marken versuchen, ihre Kunden mit Rabatten zu halten oder Neukunden zu gewinnen – ohne dauerhaft die Preise senken zu müssen. Ist die Wirtschaftslage wieder besser, sind die ausgegebenen Gutscheine verfallen und der alte Preis gilt nach wie vor (zumindest theoretisch). Ob bei zu vielen ausgegeben Gutscheinen der “echte Preis” überhaupt noch vom Kunden als realistisch wahrgenommen wird, lasse ich hier mal offen.

Wie ich beim letzten Mal schon geschrieben habe, sind Gutscheine und Groupon-Aktionen perfekt geeignet für (Lokal)Zeitungen: Je räumlich näher der Händler am Kunden, umso höher die Chance, dass der Kunde den Gutschein auch wirklich einlöst. Nochmal kurz aufgelistet die Punkte, die eine (Lokal)Zeitung dafür schon von Haus aus mitbringt:

  • Vertrauen der Käufer in den lokalen Verkäufer
  • Vertrauen der Käufer in den Vermittler (Zeitung)
  • Räumliche Nähe zum Ort des Verkäufers
  • Kurze Vorlaufzeiten bis zur Einlösung des Angebotes (sonst macht es einfach keinen Spaß)
  • Die Leser werden die Aktionen zum Großteil als echten Mehrwert wahrnehmen (sie sparen schließlich Geld)
  • Die Lokalzeitung kann Leser auf diese Weise an sich binden (der Leser könnte ja ein Angebot verpassen)

Die Anzeigenabteilungen der Lokalzeitungen müssten dafür allerdings ihre Einstellung zum Kunden ändern. Im Büro sitzen und auf die Kunden warten wird nicht funktionieren. Man muss raus zum Kunden und ihm die Konzepte und Ideen erklären und ihn dafür begeistern. Im Idealfall zahlt der Anzeigenkunde sogar erst nach Ende der Gutscheinaktion und dann nur das, was es ihm auch gebracht hat. Zeitungen müssen, wie im Internet schon lange üblich, Mittel und Wege finden, wie sie den Erfolg einer Anzeige messen können. Anzeigenkunden wollen spüren, dass die Werbung für sie etwas gebracht hat. 20 neue Kunden, die ihren Gutschein einlösen, sind dem Händler mehr wert, als theoretische 20.000 Leser, die die Anzeige scheinbar gelesen haben (aber nicht direkt in den Laden kommen).

Wie man Gutscheine mit Hilfe von Handys schön tracken kann, haben zwei Studenten aus Köln (PDF) gezeigt.

coupies screenshotUnter www.coupies.de bieten sie Gutscheine direkt auf’s Handy an. Die Gutscheincodes werden anschließend an der Kasse vorgezeigt und schon bekommt der Kunde seinen Rabatt. Bisher gibt’s das nur in Köln. Der deutschlandweite Aufbau ist aber in Planung.