In News York war der geoworldsummit. Viele Kluge Köpfe treffen sich dort, um sich – ganz grob gesagt – über lokales Internet auszutauschen. Ein Thema, dass auch in Deutschland immer mehr in den Vordergrund rückt. Sei es über Lokalblogs, Ortungsdienste, wie Foursquare und Google Buzz oder lokale Angebote wie Groupon, Facebook Places oder Google Offers.

Die Gründe liegen auf der Hand: Lokal wird nach wie vor das meiste Geld umgesetzt. Menschen sind nunmal gerne unter Menschen, trinken Kaffee und shoppen in Einkaufsstraßen. Und auch die Werbekunden pumpen im lokalen Umfeld richtig viel Geld in Anzeigen und Außenwerbung.

Alles Budgets, auf die es der Onlinemarkt abgesehen hat. Und die zum Schluss den Lokal- und Regionalzeitungen fehlen werden, wenn Sie sich nicht darauf einstellen und selbst Angebote entwickeln.

Place-based social media pioneer LocaModa introduced Foursquare to Times Square. Founder Stephen Randall speaks Thursday at the Geoworld Summit in NYC. ‘The platform also has to have a location-centric solution,’ Randall says. ‘Google and Facebook don’t understand the real challenge of bricks-and-mortar.

Hyperpublic aims to be ‘the richest window into what exists within a local environment’ according to founder Jordan Cooper. ‘It’s an ambitious goal,’ he admits, ‘but it’s gonna be really cool.

Mehr gute Videos gibt es direkt beim geoworldsummit.

Dass Journalisten nicht sehr viel von der Arbeit im Sozialen Netz halten, merkt man leider oft sobald man die Facebookseiten von Verlagen und deren journalistischer Angebote aufruft. War es bisher aber eher ein subjektiver Eindruck von außen, scheint er sich jetzt auch auf Faktenbasis zu bestätigen.

newsaktuell.de hat das Thema gemeinsam mit Faktenkontor in einer sehr interessanten Umfrage nun mal etwas genauer beleuchtet. Die Ergebnisse des Social Media Trendmonitor 2011 überraschen wenig:

newsaktuell.de schreibt dazu:

Journalisten und PR-Fachleute haben noch immer Nachholbedarf in Sachen Social Media. Twitter & Co. sind zwar in den Redaktionen und Pressestellen als “wertvolles Arbeitswerkzeug” angekommen, aber die Wahrnehmung als “notwendiges Übel” ist noch immer weit verbreitet.

Während es in Online-Redaktionen noch ganz gut aussieht, sind gerade Tageszeitungen und Magazine laut Studie sehr hinterher:

Weniger selbstbewusst zeigen sich dagegen Zeitschriften- und Tageszeitungsredaktionen. Nur jede fünfte unter ihnen (jeweils 21 Prozent) fühlt sich gut gewappnet im Umgang mit dem Web 2.0.

Gut jeder dritte Journalist empfindet Social Media als “Nervkram” oder “notwendiges Übel”, so die aktuelle Studie (38 Prozent). Das gilt vor allem für Journalisten aus Zeitschriften- (46 Prozent) und Tageszeitungsredaktionen (39 Prozent).

Das eigentlich erschreckende an der ganzen Studie ist aber die Einstellung zum Social Web, die sich in weiten Teilen noch immer nicht geändert hat:

Und obwohl sich alle einig sind, dass der Einsatz von Social Media im Arbeitsalltag weiter steigen wird (Journalisten: 64 Prozent; Pressestellen: 79 Prozent; PR-Agenturen: 84 Prozent), planen fast die Hälfte aller Unternehmen (46 Prozent) und Redaktionen (43 Prozent) keine Investition in Social Media. Bedauerlich: Denn laut Studie erleichtert Social Media den Austausch zwischen Redaktionen und PR-Verantwortlichen.

Hier noch einige weitere Ergebnisse aus der Slideshow. Den vollständigen Artikel gibt es bei newsaktuell.de.

Eine kurze Meldung in eigener Sache: Ich war letzten Samstag in Nürnberg und habe gemeinsam mit anderen Bloggern, Online-Lokaljournalisten, Hyperlocal-Bloggern, Lokalblog-Betreibern, … – wie auch immer man sie nennen mag – den Verein istlokal.de gegründet.

Unter dem gemeinsamen Dach soll in Zukunft allen Lokalbloggern die Möglichkeit geboten werden sich zu organisieren, Erfahrungen auszutauschen und sich gemeinsam national zu Vermarkten.

Hardy Prothmann vom Heddesheimblog ist zum 1. Vorsitzenden gewählt worden und hat auch gleich eine Pressemeldung zu istlokal.de veröffentlicht:

Ziel: Förderung des unabhängigen Online-Lokaljournalismus

Zur konstituierenden Sitzung der Vereinsgründung istlokal.de fanden sich am 07. Mai 2011 insgesamt 21 BetreiberInnen von lokaljournalistischen Angeboten in Nürnberg ein.

Die TeilnehmerInnen aus ganz Deutschland tagten von 11 Uhr bis 19 Uhr. Auf der Tagesordnung standen die Wahl zwischen einer Vereins- oder Genossenschaftsgründung, sowie die inhaltlichen Ziele der Vereinigung und Aufgabenformulierungen für die künftige Arbeit.

Die Mitglieder einigten sich auf die Gründung eines Vereins istlokal.de. Ziel ist die Förderung des Lokaljournalismus. Auf diesem Weg sollen Alternativen zu den traditionellen Lokalmedien vorangetrieben und gefördert werden, um die Medienlandschaft in Deutschland zu bereichern.
Als Sitz des Vereins einigte man sich auf Berlin. Angestrebt sind weitere Dependenzen in den einzelnen Bundesländern.

Mit istlokal.de entsteht ein Verband für unabhängige journalistische Angebote im Internet. Mitglieder können Betreiber lokal- und regionaljournalistischer Angebote werden, die entweder ein publizistisches Internetangebot betreiben oder betreiben wollen. Daneben können auch weitere publizistische Angebote wie Zeitschriften, Zeitungen oder Radio- und Fernsehdienste angeboten werden.

Diese Angebote müssen demokratische und rechtsstaatliche Ziele verfolgen. Angebote, die in welcher Form auch immer abhängig von traditionellen Medienhäusern sind, können nicht Mitglied werden.

Auf Vorschlag der Gründungsmitglieder wurden Hardy Prothmann als 1. Vorsitzender sowie Stefan Aigner als 2. Vorsitzender vorgeschlagen. Die Wahl erfolgte einstimmig.
Ka-Jo Schäfer wurde als Kassenwart vorgeschlagen. Die Wahl erfolgte einstimmig.
Als Beisitzer wurden Christoph von Gallera vorgeschlagen, der 13 Stimmen erhalten hat sowie Oliver Sigrist, der 19 Stimmen erhalten hat.

In der nächsten Zeit wird die Satzung des Vereins erarbeitet. Einigkeit bestand darüber, dass der Verein künftig drei Arten von Mitgliedschaften anbietet: Fördermitglieder, nicht-kommerzielle Mitglieder und kommerzielle Mitglieder.

Die Gründungsmitglieder vor Ort waren:

Aigner, Stefan, Althaus, Peter, Baß, Alexander, Feldkeller, Klaus, Gallera vonChristoph, Greschner, Steffen, Hornstein, Christofer, Hümmler, Thomas, Knoke, Marlies, Levermann, Jörg, Posztos, Peter, Prothmann, Hardy, Schäfer, Ka-Jo,Semmler, Martin, Schwörbel, Philipp, Sigrist, Oliver, Stascheit, Dirk, Stenzel, Ralph,Stingl, Armin, Stoffel, Carsten, Wenzl, Michael.

Weitere rund 20 Interessenten konnten aus terminlichen Gründen nicht teilnehmen.

Kontakt:
Hardy Prothmann
fon 06203/ 49 23 16
email kontakt (at) istlokal.de

Ich freu mich riesig, dass das so geklappt hat und bin gespannt, was daraus noch alles entsteht. Lokalblogs sehe ich zumindest als die große Chance auf einen “anderen” und “neuen” Journalismus, den Regionalverlage bisher nicht abdecken können oder nicht wollen.

“Live Shopping Erfahrungen und Groupon-Konzepte”. Das schwirrt mir seit gestern im Kopf rum. Ich war auf dem ersten Couponing Day in Frankfurt. Rund 30 Besucher aus verschiedenen deutschen Verlagen, haben sich über die Zukunft im Groupon-Business für Verlage ausgetauscht. Die Veranstaltung war sehr interessant aber leider darf ich darüber nichts schreiben, weil es viel um Interna und bisherige Zahlen ging.

guut.de, wie es usprünglich aussah: Ein Tag - Ein Produkt!

guut.de: wie es usprünglich aussah: Ein Tag - Ein Produkt!

Einige Diskussionen haben mich aber stark an guut.de erinnert: Bringt es etwas, Deals auch im Nachgang zu verkaufen – sozusagen als “Second Chance”? Verwässert man nicht das Konzept und den Kaufanreiz, wenn man den 24h Rythmus und den möglichen Ausverkauf (Entscheidungsdruck) aus der Sache nimmt? Wird wirklich mehr Umsatz generiert, wenn die Deals länger als ein Tag gekauft werden können? Wo liegt der Vorteil für den Kunden? Wo für den Verkäufer? Bei guut.de ist aus der Umsetzung der Punkte am Ende nichts guutes geworden – excitingcommerce hat es damals gut zusammengefasst.

Längere Laufzeiten zielen auf kurzfristigen Erfolg

Mit längeren Laufzeiten, bzw. permanent kaufbaren Deals, wird auch aus Groupon ein einfacher Online-Abklatsch von Gutscheinbüchern. Die Spannung ist dahin und auch die Exklusivität ist weg. Warum soll ich täglich auf eine Seite kommen, in meine Mails gucken und Freunden von einem Deal erzählen, wenn ich den auch noch morgen, übermorgen oder in einer Woche kaufen kann? Das wird schlichtweg langweilig und unverständlich für den Nutzer.

Im Live Shopping funktionieren Abverkaufstage sehr gut. Ein Tag an dem nochmal die besten Gutscheine verkauft werden, klappt bestimmt auch im Groupon-Konzept. Immer nur in geringen Stückzahlen und nur so lange der Vorrat reicht. Alle paar Minuten ein neues Angebot. Das schafft echten Reiz und der Kunde hat das Gefühl wirklich exklusive Angebote zu ergattern und einfach “zuschlagen zu müssen”.

Auch in anderen Punkten könnte die Adaption aus einigen Live-Shopping Erfahrungen nicht schaden:

  • Kommentarfunktion
  • Schrumpfende Vefügbarkeitsbalken
  • Deals bewerten
  • Unterhaltsamere Produkttexte
  • Veröffentlichung von Statistiken im Nachgang
  • Begleitende Blogs, auf denen sich auch was tut

Alles Punkte, die den User an das Konzept binden und für Unterhaltung, Emotionen und Lebendigkeit einer Homepage sorgen. Sonst kann auch Groupon irgendwann schlichtweg langweilig werden.

Falls wem langweilig werden sollte am Wochenende – hier mal eine kleine Liste von wirklich lesenswerten Themen der letzten Woche:

Das Streetfightmag schreibt über Facebook Deal’s – wenn das funktioniert und die User mitziehen, ist das für die einen eine weitere Bedrohung für den Anzeigenmarkt der Lokalzeitung, für die anderen eine tolle Entwicklung im Social Commerce.

New York City Sees Its Future as a Data Platform, schreibt GIGAOM – Da sind die Jungs vom anderen Kontinent uns noch meilenweit voraus. NYC kümmert sich selbst um digitale Angebote für die eigene Stadt.

Five Things AOL’s Patch Is Doing Right – mediabistro.com hat sich das AOL-Netzwerk Patch mal etwas genauer angeschaut. Vieles machen die inzwischen richtig gut.

excitingcommerce hat eine Buchempfehlung für Neuromarketing im E Commerce – Man mag von Modewörtern halten, was man will. Neuromarketing, bzw. die “Vermenschlichung” des E Commerce ist ein riesen Thema.

Zum Schluss noch 36 Thesen von Jeff Jarvis auf wasmitmedien.de – die müssen einfach noch mit rein. Sogar auf deutsch übersetzt (vielen Dank!) weiß Jarvis zwar auch nicht die Lösung, stellt aber den Ist-Zustand der Branche treffend dar.

Ich freu mich jetzt auf die Einweihung vom Beach-Club Tegernsee und lass es mir gut gehen. Sogar das Wetter macht halbwegs mit… ;-)

Ein arrogantes Arschloch will keiner zum Freund

von Steffen Greschner am 29. April 2011 · 1.642 Kommentare

[Arroganz]: Meint man mit „Selbstüberschätzung“ eine Überbewertung eigenen Könnens, so zielen Hochmut und Arroganz auf soziale Distanz. In Haltung und Umgangsform werden sie durch Anstand und Höflichkeit gezügelt. Den Hochmut begünstigende Ursachen sind Eitelkeit und Narzissmus.

[Arschloch]: Meistens werden damit Menschen bezeichnet, die als sich selbst unmäßig erhöhend und dadurch andere kränkend gesehen werden.

Ein arrogantes Arschloch ist also einer, der von anderen zwar als sich selbst “unmäßig erhöhend” wahrgenommen wird; das aber “sozial distanziert mit Anstand und Höflichkeit” kaschiert.

Genau dieses Bild habe ich von vielen (Regional)Zeitungen (und von einigen Dienstleistern).

Von oben herab wird die Welt erklärt. Widerrede ist sinnlos, weil alles (zumindest dem Anschein nach) so dermaßen objektiv ist, dass man sich höchstens noch darüber ärgern kann. Wie der aalglatte Kollege, der nie etwas falsch macht – weil er eben nichts neues macht. Ohne eigene Meinung. Ohne Ecken und Kanten. Ohne Charakter.

Viele Journalisten schweben irgendwie in einer seltsam arrogant sphärischen Zwischenwelt. Keine Ahnung, ob die auf meiner Seite sind oder auf der anderen? Wollen die mir helfen oder wollen die mich einlullen? Oder halten die mich gar für minderbemittelt und kindisch? Ich kann Sie leider auch nicht fragen: Auf Kommentare antwortet dort niemand.

Einem Typen mit diesem Gebaren will ich nichts abkaufen. Seine Empfehlungen sind mir nichts wert und sein Freund werden will ich schon gleich dreimal nicht. Ein arrogantes Arschloch will keiner zum Freund!

Und genau an der Stelle sind wir am Punkt.

Geld verdient man im (Social) E-Commerce anders. Da zählt das Gegenteil: Vertrauen. Authentizität. Freundschaft. Und das klare Bekenntnis, dass derjenige auf meiner Seite ist. Einem guten Verkäufer (online wie offline) bin ich am Ende dankbar. Weil er mich beraten hat, weil er mich unterhalten hat und weil er mir zum Schluss einen fairen Preis angeboten hat. Wer nicht weiß, was gemeint ist, geht mal in eine Filiale von Globetrotter oder klickt kurz bei amazon vorbei.

Für den Journalismus zeigt sich bei all den halbherzigen E-Commerce-Versuchen leider eine ganz bittere Wahrheit: Die Leser haben kein Vertrauen und hatten es auch noch nie.

Genau an diesem Punkt müssen die Konzepte darum ansetzen: Wie schaffe ich es als journalistisches Angebot, das wirkliche Vertrauen meiner Leser zu gewinnen. Denn nur aus dem Vertrauen heraus, kann ich mit ihnen arbeiten und irgendwann auch Geld verdienen.

Ein paar Tipps könnten helfen, sich das Vertrauen der Leser zu erarbeiten:

  1. Wer einen Artikel ins Netz stellt antwortet auch auf die Kommentare (und setzt sich mit der Kritik auseinander)
  2. Wer für Leser schreibt, ist auch auf deren Seite (Egal welche “wichtigen Freunde” einem danach böse sind)
  3. Auch Journalisten sind Menschen – und das darf man ruhig auch merken (Wenn was so richtig nervt, muss das auch geschrieben werden)
  4. Bildet zusammen mit Euren Lesern Communities (am besten zu verschiedenen Themen: Kneipengänger, Kleintierzüchter, Kulturliebhaber, Schnäppchenjäger, …)
  5. Fangt an ernsthaft zu Bloggen – am Ende ist Eure Zeitung ein Netzwerk aus Blogs (keinen Zeitungs-Blödsinns-Blog. Schaut nach, was es an authentischen, blogwürdigen und echten Interessen unter den Redakteuren gibt)
  6. Berichtet transparent über die eigene Arbeit und das eigene Erleben (wie war es wirklich auf der letzten Sitzung. Langweilig? – Schreiben!)
  7. Bringt mehr Meinung und Standpunkt in die einzelnen Artikel. Jeder denkt doch zu allem irgendwas. Und wenn nicht, sollte er nichts dazu schreiben. (jaja, das geht gegen das (blödsinnige) Gebot, dass Nachricht und Meinung getrennt werden müssen. Ihr findet schon Wege…)
  8. Überlegt, wie ihr Euren Lesern wirklich helfen könnt (zeigt ihnen, wie sie sich in ihrer Stadt zurecht finden, wo es gerade etwas neues, etwas umsonst oder die schönsten Frauen gibt. Hier helfen die Communities aus 4. ziemlich weiter)
  9. Wenn in Eurer Stadt garnichts los ist – schaut, dass etwas los ist (Veranstaltungen, Parties, blablub)
  10. Vergesst die Werbekunden nicht! (Die sind sowieso auch Leser und brauchen oft Hilfe und nicht nur Werbeplätze: Workshops für Onlinewerbung, technische Dienstleistung, Marketingseminare, Grafik, …)
  11. Lasst das Nachrichtenzeug raus, das sowieso auf Spiegel Online steht. Nutzt die Zeit anders und sagt Eure Meinung zu dem was in den Spiegeln der Welt geschrieben wird. (Es glaubt sowieso kein einziger Leser, dass die Nachricht von Euch ist. Sagt es einfach ehrlich und gut ist: “wir haben auf www.spiegel.de gelesen, dass…!”)
  12. Seid ein bisschen humorvoller, wenn ihr über humorvolle Nachrichten schreibt. (Selbst ein Smiley hat noch keinen umgebracht)
  13. Druckt eure Zeitung so lange es noch geht aber spart Euch die Mühe die dpa-Meldungen liebevoll umzuschreiben. Die sind schon ok so. (So ein geiles Geschäftsmodell kommt nie wieder…)

Und bei alledem vergesst nicht, dass ihr Journalisten seid. Der Wahrheit verpflichtet und mit dem Auftrag im Dreck zu wühlen. Nur die gut recherchierten Geschichten, schaffen das richtig tiefe Vertrauen – auch und gerade wenn sie anders rübergebracht werden.

Und danach klappt es hoffentlich auch (fast von alleine) mit der richtigen Integration von E-Commerce, Social Commerce, Affiliate, Veranstaltungsreihen,  Reisen, Immobilien, Buchverkäufen und den ganzen anderen Sachen, mit denen sich als Zeitung Geld verdienen lässt. Mit der Nachricht alleine ist in Zukunft leider kein Blumentopf zu gewinnen.

Wow, jetzt war ich aber mal ein besserwisserisches und richtig arrogantes Arschloch! ;-)

Warum sich Zeitungen mit Social Commerce schwer tun

von Steffen Greschner am 27. April 2011 · 226 Kommentare

Zeitungsangebote versuchen sich immer wieder mal mit Social Commerce Konzepten: Vor einigen Jahren war Live Shopping auf verschiedenen Newsseiten vertreten. Heute steigen viele wieder im Live Shopping ein; nur nennt es sich jetzt Groupon und das amerikanische Vorbild ist inzwischen Milliarden schwer. Der Anreiz mitzuspielen ist dadurch größer. Das Problem bleibt aber immer das Gleiche – Die Angebote laufen irgendwie nicht so richtig…

Zwei redaktionelle Beiträge in 14 Monaten sind zu wenig

Schnell ist der Schuldige im unpassenden Konzept gefunden. Dass das aber zu kurz greift, sieht man, wenn man sich die Integration der Social Commerce Konzepte etwas genauer anschaut. Bei vielen Angeboten kann man in der Hinsicht noch nicht einmal vom Versuch einer Integration sprechen. Exemplarisches Beispiel ist der Westdeal von der WAZ (Die WAZ hat in 14 Monaten nichts gelernt und lässt das Konzept scheinbar sterben):

Das sind nur die offensichtlichsten Fehler. Und leider passiert genau das gleiche immer wieder, wenn Zeitungen sich im E Commerce versuchen. Die Konzepte werden oft schlicht nicht richtig verstanden und vorschnell wieder begraben, “weil man ja schon immer wusste, dass das nicht klappt”.

Es müssen sich klare Zuständigkeiten entwickeln

Es bilden sich einfach keine fähigen Online-Units aus, die die Integration begleiten und steuern und auch mal dem Anzeigenverkäufer erklären, um was es eigentlich geht. Eigene Teams, die sich wirklich gedanken darüber machen, wie dem Leser geholfen werden kann und wie man sich selbst positioniert – ohne die “von Oben herab Zeitungsallüren”. Social heißt schließlich social, weil es etwas mit sozial zu tun hat – ein arrogantes Arschloch will keiner zum Freund. Einzige erkennbare Ausnahme ist für mich Axel Springer. Hier hat man zumindest bei Bild.de und Welt.de inzwischen einen guten Weg gefunden auch neue Konzepte Sinnvoll testen zu können.

Bei den meisten kleineren hat man von außen dagegen das Gefühl, dass sich Inhouse einfach niemand um die Projekte kümmert. Die technische Seite ist mit den richtigen Dienstleistern schnell aufgesetzt und ab dem Punkt fehlen scheinbar jegliche Zuständigkeiten in der internen Struktur.

Ich bin gespannt, wie lange es noch braucht, bis endlich einer Aufwacht und versucht aus den bestehenden Lesern eine funktionierende Community zu bilden. Das muss nicht die eine große “Leser-Community” sein. Aber ein paar, die gerne Schnäppchen jagen, ein paar, die sich über Sport austauschen, ein paar, die lieber ins Kino gehen. Ein paar die sich nur für das Geschehen in Castrop-Rauxel interessieren – das dafür aber richtig.

Mit sauber getrennten Zielgruppen lässt es sich anschließend auch erfolgreich arbeiten. Auch und gerade mit Social Commerce Konzepten.

Morgen kommt ein zweiter Teil, in dem die Möglichkeiten es besser zu machen gezeigt werden. Zumindest ein paar davon ;-)

Die New York Times hat ein eigentlich altes Ding aus dem Ärmel geschüttelt: TimesLimited – Live Shopping der alten Schule. Begrenzte Angebotsmengen für begrenzte Zeiträume. Die Angebotszeiträume sind zwar mit rund einer Woche deutlich zu lange, um den klassischen Live Shopping-Reiz der Verknappung auszulösen aber wahrscheinlich denkt man bei der New York Times nach dem bekannten Irrglauben: Mehr Umsatz durch längere Angebotszeiten.

Viel mehr hat der Schritt zum Liveshopping-Konzept überrascht, weil gerade erst die Paywall bei der NYT hochgezogen wurde. Erst User aussperren und dann User getrieben Konzepte aufziehen ist seltsam. Vor allem, weil gegenüber den Werbekunden genau damit argumentiert wird:

TimesLimited has powerful social elements that facilitate users spreading the word across social networks.

Die “powerfull social elements” sind relativ gut versteckte Email-, Twitter- und Facebook-Buttons. Und auch der propagierte Benefit ist nicht mehr als ein schlichter Newsletter:

TimesLimited is an email service that features exclusive Offers from select Merchants. TimesLimited is dedicated to bringing its subscribers access to unique products and experiences. Each Offer is only available for a limited time and in limited quantities. Subscribe today for dining, travel, lifestyle, entertainment Offers and more.

Eintragen kann sich jeder und die Angebote laufen auch ganz normal auf der Homepage.

Spannendes am Rande: Fankonzepte

Das einzig wirklich spannende ist ein Angebot aus dem “Times Knowledge Network“: Dort werden Live-Webcast mit Times Journalisten zu verschiedenen Themen Angeboten. Die Preise sind zwar recht happig aber den Gedanken finde ich sehr reizvoll. Durch die Verbreitung im Internet ist die Zuschauerzahl nicht limitiert und für die NYT entstehen kaum zusätzliche Kosten.

Weiter gedacht, ist das ein interessanter Ansatz, um z.B. Fankonzepte aufzuziehen. Exklusive Interviews, Insights, u.s.w. Immer nur exklusiv für die jeweilige Zeitung oder das jeweilige Verlagsnetzwerk. Registrierte User könnten live oder im Vorfeld Fragen einreichen und so das Interview selbst gestalten – einschließlich viel, viel Stolz, wenn die eigene Frage beantwortet wird. Das wird auch 100% im eigenen Netzwerk verbreitet – Social-News mal ganz anders.

Ich habe das auch gerade erst gemerkt: Mein RSS-Link ist kaputt, Irgendwas haut da leider gerade überhaupt nicht hin und es kommt nur eine Fehlermeldung. Ich werde mich so schnell es geht darum kümmern. Bis dahin müsst Ihr eben direkt hier vorbei kommen.

Jetzt findet auch google den Weg zu lokalen Angeboten. Noch ist recht wenig über den genauen Ablauf der Angebote bekannt aber das kann ein großes Ding werden. Und eine echte Gefahr für das Anzeigengeschäft in Printmedien. Google hat inzwischen Zugang zu Handynutzern und Onlinenutzern gleichermaßen.

 

Viele Worte braucht Google bekanntermaßen sowieso nur selten. So auch bei Offers. Einfach ist auch das Versprechen, das Google den potentiellen Werbekunden gibt. Es braucht dazu genau drei Punkte. Damit ist alles gesagt:

Ob Google Offers eher nach einem Groupon-Konzept abläuft oder ob Google andere Wege findet, muss man erst einmal abwarten. Noch gibt es den Dienst auch nur in einigen Gebieten der USA.

Eines sollte damit aber klar sein: Google macht damit nicht nur Groupon Konkurrenz, sondern ziehlt ganz klar auf einen der Letzten Pfründe im klassischen Geschäftsmodell für Journalismus ab: Die lokalen Händler und ihre Werbebudgets. Wenn sich Zeitungen und deren Verlage nicht bald etwas einfallen lassen, wird sich auch dieser Markt in Zukunft ins Netz verabschieden. Nach den Stellenanzeigen, den Kleinanzeigen, den Immobilienanzeigen, undundund…

Die Bereitschaft neue Konzepte wirklich auszutesten und nicht nur halblebig vor sich hindümpeln zu lassen, sollte damit endgültig gekommen sein.

Hier noch das offizielle Google-Video: